Den Anfang dieser Info-Reihe macht ein sehr wichtiges Thema – die Kohlenhydrate in der Ernährung von Hunden und Katzen.
Als vermeintlich guter Energielieferant machen Kohlenhydrate oft einen großen Teil des Inhaltes von Industriefutter aus.
Ist das aber wirklich artgerecht und gesund? Auf diese Frage und die Hintergründe gehe ich im Folgenden nun genauer ein.
Was versteht man unter Kohlenhydraten?
Kohlenhydrate lassen sich grob in zwei verschiedene Gruppen einteilen:
1. einfache Kohlenhydrate:
Darunter versteht man verschiedene Einfach- und Zweifach-Zucker, wie z.b. Glukose (Traubenzucker), Fruktose (Fruchtzucker), Laktose (Milchzucker), Maltose (Malzzucker), Saccharose (unser Haushaltszucker), etc.
Natürliche Vorkommen dieser einfachen Kohlenhydrate sind z. B. Obst, Gemüse und Milch
2. komplexe Kohlenhydrate:
Das sind z.B. pflanzliche Stärke, tierische Stärke (Glykogen), Zellulose, Hemizellulose, Inulin, Pektin
Natürliche Vorkommen sind z.B. Getreide, Pseudogetreide, Gemüse, Obst, Knollen, Wurzeln; tierische Stärke in Leber und Muskelfleisch (die Menge an Glykogen ist dort sehr gering, allerdings kann der Verzehr von roher Leber in größerer Menge zu Durchfall führen; gekochte Leber wirkt dagegen eher stopfend)
Eine Zwischenform stellen die sogenannten Oligosaccharide dar, bei denen es sich um pflanzliche, unverdauliche Faserstoffe handelt: z. B. Raffinose und Stachyose aus Soja, Fructooligosaccharide (FOS) aus kohlenhydratreichen Wurzeln wie Zichorie und deren verwandte Blatt-Arten wie Chicorée und Endivie sowie die reichlich inulinhaltige Topinambur-Wurzel, Rote Beete, Sojabohnen und Flohsamen, und Mannan oligosaccharide (MOS) aus den Zellwänden von Hefen.
Welche Aufgabe haben Kohlenhydrate in der Ernährung von Hunden und Katzen?
Der Milchzucker ist nur in dem Welpenalter für Hunde- und Katzenbabys neben den Fetten und Eiweißen eine Energiequelle, da die Verwertung des Milchzuckers ein bestimmtes Enzym benötigt, die Laktase.
Die Produktion der Laktase lässt oft mit zunehmendem Alter stark nach, sodass das erwachsene Tier den Milchzucker nicht mehr oder nur unzureichend verwerten kann und er unverdaut in den Dickdarm gelangt.
Dort hat er eine stark wasserbindende Eigenschaft und wird von den Bakterien weiter zersetzt, wobei Milchsäure entsteht. Dadurch kommt es zu einem Abfall des pH-Wertes im Darm und letztendlich zu einem sauren, wässrigen Durchfall, der oft mit starken Blähungen und Bauchschmerzen verbunden ist.
Bei Katzen spielen die Kohlenhydrate in der Ernährung keine Rolle, da sie durch ihren besonderen Stoffwechsel nicht auf die Zufuhr von Kohlenhydraten als Energielieferant angewiesen ist. Im Gegenteil kann sie durch fehlende Enzyme die Zucker und Stärken nicht aufschließen. Nur durch Hitze hochaufgeschlossene Stärke kann sie zu einem Minimum verwerten.
Ist der Anteil an Zucker und Stärken in der Katzennahrung zu hoch, kommt es wie beim Milchzucker ebenfalls zu einem sauren Durchfall und zu Verdauungsbeschwerden. Weiterhin führt ein zu starker Zuckeranstieg (durch aufgespaltene Stärke, Glukose, Galaktose, ein Bestandteil des Milchzuckers, und Fruktose) zu einer starken Belastung des Organismus, da die Leber ebenfalls durch ein Fehlen eines Enzyms nicht in der Lage ist, diese großen Mengen zu verarbeiten.
Beim Hund ist es nicht ganz so extrem wie bei der Katze, da er in der Lage ist, eine gewisse Menge an Enzymen zur Verdauung der Kohlenhydrate zu produzieren, aber auch bei ihm sind die Kapazitäten begrenzt und noch lange nicht so hoch, wie bei uns Menschen.
Auch der Hund kann rohe Stärke gar nicht verdauen, sodass auch sie durch Hitze oder Druck aufgeschlossen werden muss. Eine große Menge an Kohlenhydraten führt auch beim Hund zu einer Unverdaulichkeit im Dünndarm, sodass sie weiter in den Dickdarm gelangen, wo sie ebenfalls von Bakterien zersetzt werden und zu einem sauren, wässrigen Durchfall führen können.
Bei Hunden und bei Katzen kann eine hohe Kohlenhydratzufuhr längerfristig zu einer Belastung der Bauchspeicheldrüse führen. Die Bauchspeicheldrüse ist zum einen für die Produktion der Verdauungsenzyme zuständig, die in den oberen Teil des Dünndarms zur weiteren Aufspaltung des Nahrungsbreis abgegeben werden. Zum anderen produziert sie das Hormon Insulin, das unter anderem den Blutzuckerspiegel reguliert.
Durch eine Überbelastung kann es auch zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommen, die eine Verdauungsstörung zur Folge hat. Oft ist davon der Fettstoffwechsel betroffen und es kommt zu voluminösen Fettstühlen. Weiterhin kann die Insulinproduktion bei Überbelastung eingeschränkt sein, sodass sich der Blutzuckerspiegel erhöht, sich nicht mehr auf das normale Maß senken lässt und der Hund oder die Katze Diabetes bekommt.
Wirkung unverdauter Kohlenhydrate auf die Darmgesundheit
Wie im oberen Abschnitt schon erläutert, kann eine übermäßige Zufuhr von Kohlenhydraten in der Nahrung zu sauren, wässrigen Durchfällen mit mehr oder weniger Beschwerden führen oder sie werden einfach unverdaut wieder ausgeschieden, was zu einem großen, voluminösen Kot führt und eine große Futtermenge am Tag mit sich bringt.
Das ist aber noch nicht alles, denn durch die pH-Wert-Verschiebung im Dünndarm und Dickdarm kommt es zu einer Fehlbesiedlung an Keimen an bestimmten Darmabschnitten. Dadurch wird die natürliche Darmflora gestört und es vermehren sich übermäßig die für den Organismus schädlichen Bakterien und Pilze und verdrängen die guten Keime. Die schädlichen Keime produzieren Giftstoffe, die die Darmwand angreifen und zu Entzündungen führen können, welche die Darmwand schädigen und durchlässig machen können für Stoffe, die normalerweise nicht ins Blut gehören, sondern mit dem Kot ausgeschieden werden.
Dadurch kann es auf längere Sicht gesehen zu einer Schadstoffbelastung nicht nur des Darmes führen, sondern des ganzen Organismus. Ganz besonders betroffen davon sind die Entgiftungs- und Ausscheidungsorgane wie Leber und Nieren.
Da der größte Teil des Immunsystems im Darm liegt, kann es auch durch die Entzündungen und Schädigungen der Darmschleimhaut zu Fehlreaktionen kommen, die eine Allergie oder Autoimmunerkrankung mit sich bringen.
Wirkungen von Faserstoffen
Auch bei den Faserstoffen, die aus Oligosacchariden bestehen, gibt es Unterschiede. Während z.B. die Faserstoffe aus Soja zu Blähungen und Durchfall führen, wirken sich FOS und MOS (siehe oben) positiv auf die Darmflora aus. Bei ihrer Verstoffwechselung im Dickdarm werden unter anderem Fettsäuren freigesetzt, die für ein günstiges Darmklima sorgen, da sie ein Anheften krankmachender Keime an die Darmwand verhindern. Weiterhin dienen sie als Energiequelle für die Darmzellen selbst, sodass sich eine größere Schleimhautoberfläche und Schleimhautstärke bilden kann und dadurch die Abwehr gestärkt wird.
In Zuckerkarotten, aber auch in Äpfeln und Preiselbeeren befinden sich sogenannte Oligogalakturonsäuren, die erst durch längeres Kochen freigesetzt werden und dann bei Einnahme ein vollständiges Anheften von krankmachenden Bakterien verhindern, sodass es nicht zu einer Giftproduktion kommen kann, die Durchfälle auslöst. Daher sind sie ein wunderbares natürliches Mittel gegen Durchfall.
Was versteht man unter Ballaststoffen?
Ballaststoffe sind die unverdaulichen komplexen Kohlenhydrate, zu denen auch die Faserstoffe zählen. Sie haben keinen Nährwert, sorgen aber für einen gut gefüllten Darm und fördern so die Darmperistaltik (wellenartige Bewegung, um den Nahrungsbrei weiterzuleiten) und somit die Verdauung und Ausscheidung.
Sie dienen der Ernährung der guten Darmkeime und die Abbauprodukte nutzen die Darmzellen direkt als Energiequelle. Weiterhin können Ballaststoffe Giftstoffe im Darm binden, sodass sie mit dem Kot wieder ausgeschieden werden. Ihre Wasserbindungskapazität sorgt für eine normale Kotkonsistenz.
Wie aber bei allen Dingen, kommt es auch bei den Ballaststoffen für den positiven Effekt auf die Menge an, denn durch eine übermäßige Zufuhr können auch vom Körper benötigte Nährstoffe gebunden und ungenutzt wieder mit dem Kot ausgeschieden werden.
Weiterhin kann eine übermäßige Menge generell an Kohlenhydraten die Verdauung von Eiweißen und Fetten behindern, wodurch speziell die Eiweiße teils unverdaut in den Dickdarm gelangen, wo sie von Bakterien durch einen Fäulnisprozess zersetzt werden. Man erkennt diese Fehlverdauung oft an stark stinkendem Kot und übelriechenden Darmwinden. Dazu aber noch mehr bei dem Thema „Eiweiße“.
Diese „nährstoffbindende Eigenschaft“ kann man sich bei diabetischen Hunden zu Nutze machen, da Ballststoffe auch eine Verzögerung der Kohlenhydrataufnahme ins Blut bewirken und somit helfen, den Blutzuckerspiegel zu normalisieren oder zumindest einen starken Anstieg zu verhindern. Gute Ballaststoffquellen sind zu diesem Zweck gequollener Leinsamen, Weizenkleie, Guarkernmehl etc.
Bedeutung von Getreide in der Ernährung von Hunden und Katzen
Zum Getreide zählen Weizen, Hafer, Roggen, Gerste, Mais, Reis und Hirse. Ihr Nährstoffgehalt ist für die Versorgung von Fleischfressern wie Hund und Katze nicht optimal, da bestimmte Bausteine der Eiweiße (Aminosäuren) und Fette (Fettsäuren) fehlen, die ein Fleischfresser benötigt.
Weiterhin ist der Vitamin- und Mineralstoffgehalt nicht sehr hoch und der enthaltene Phosphor liegt in der Form von Phytin vor, das mit Mineralstoffen (insbesondere mit Kalzium, Zink, Magnesium und Eisen) einen unverdaulichen Komplex eingeht, sodass auf längere Sicht bei stark getreidehaltigem Futter ein Mangel an diesen Mineralien entstehen kann.
In der Regel werden die Getreidekörner bei der Verarbeitung geschält und poliert, sodass die wenigen nützlichen Nährstoffe von der Stärke getrennt werden und das Produkt noch nährstoffärmer wird. Wie an anderer Stelle schon erwähnt, sind Hunde und Katzen nicht in der Lage, rohe Stärke überhaupt zu verdauen, sodass zusätzlich noch Hitze zur Verarbeitung benötigt wird, die wiederum den Vitaminverlust erhöht.
Das in Weizen, Hafer, Roggen und Gerste enthaltene Gluten (Klebereiweiß) ist auch vielfach ein Auslöser für Unverträglichkeiten. Lediglich in Mais, Reis und Hirse ist kein Gluten enthalten. Die Verwendung von ganzen aufgeschlossenen Getreidekörnern können in einer kleinen Menge als Ballaststofflieferant dienen. Gekochter, geschälter Reis ist bis zu einer gewissen Menge hochverdaulich und kann bei Hunden als Teil einer Schonkost verwendet werden.
Wie sieht es mit Pseudogetreide aus?
Zum Pseudogetreide zählen Amaranth, Buchweizen, Quinoa und Mexikanische Chia. Sie sind alle glutenfrei und können daher bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf Gluten eingesetzt werden. Die Gehalte an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sind etwas höher als bei den oben genannten Getreiden.
Dennoch sind sie insgesamt aufgrund ihrer Zusammensetzung nur für einen geringen Verzehr für Hunde geeignet. Für Katzen aus den bekannten Gründen noch weniger, können aber als Mineralstoff- und Ballaststofflieferanten dienen.
Bedeutung von Obst und Gemüse in der Hunde- und Katzenernährung
Obst und Gemüse sind, je nach Sorte, nicht so stärkereich wie Getreide, aber vor allem das Obst enthält eine nicht zu unterschätzende Menge an Zucker. Dafür sind sie jedoch sehr faserreich und enthalten Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die auch für Hunde und Katzen von Bedeutung sind.
Da diese Nährstoffe aber gebunden sind und die Tiere nicht über die Enzyme verfügen, diese Verbindungen aufzuschließen, wie es die Pflanzenfresser können, müssen Obst und Gemüse entweder gekocht (besser schonend druck-dampfgegart) oder ganz fein pürriert werden, damit das Zellgerüst zerstört wird und die Nährstoffe frei werden.
Damit können Obst und Gemüse ein Lieferant für Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe sein, aber auch hier kommt es wieder auf die Menge an, denn ein „zu viel“ kann die Verdauung von anderen Nährstoffen behindern.
In der Natur sind es die Darminhalte der Beutetiere, die den Obst und Gemüseanteil in der Nahrung ausmachen und weiterhin die Kräuter, die Hunde und Katzen zusätzlich fressen, um sich auf natürliche Weise z.B. vor Parasiten zu schützen.
Ein gewisser Anteil an bestimmten Früchten (vor allem Beeren) und Gemüsen (insbesondere grünes, wie z.B. Brokkoli, Rosenkohl und Feldsalat) in der Nahrung hat aber auch einen gesundheitsförderlichen Effekt, denn er hilft bei der Entschlackung von Schadstoffen, reguliert den Säure-Basen-Haushalt und wirkt vorbeugend z.B. gegen Krebserkrankungen. Weitere Informationen dazu aber in einem weiteren Beitrag.
Die Kartoffel spielt hier eine gesonderte Rolle, da sie sehr stärkehaltig ist. Wird sie sehr weich gekocht, die Stärke also verdaubar gemacht, kann sie vom Hund in einer gewissen Menge gut vertragen und auch als Schonkostkomponente verwendet werden.
Zucker als Suchtstoff
In vielen Foren wird oft davon gesprochen, dass Hunde Brot und Brötchen lieben und davon nicht genug bekommen können. In der menschlichen Ernährung ist schon lange bekannt, dass Zucker ein Suchtstoff ist und die Ernährungsvorlieben ganz stark beeinflusst.
Brot und Brötchen werden meist aus Weißmehl hergestellt, dass durch die Herstellung für Hunde schon verdaulich gemacht wurde und im Darm zu Zucker gespalten wird, der dann ins Blut gelangt.
Mittlerweile wird auch in der Hundernährung vermutet, dass es zu einer solchen Suchtwirkung bei dem Verzehr von Brot, Brötchen und zuckerhaltigen Produkten kommt, sodass sich die natürlichen Vorlieben dadurch ändern.
Wie hoch darf der Kohlenhydratanteil in der Hunde- und Katzennahrung sein?
Katzen als absolute Fleischfresser, besser noch Beutetierfresser, bekommen Kohlenhydrate in der Natur nur aus dem Magen- und Darminhalt des Beutetieres. In diesem Fall sind sie schon vorverdaut und können von der Katze so verwertet werden.
Der Anteil der Kohlenhydrate in dieser Nahrung macht ca. 1 bis 3% aus, sodass sich, je nach Eiweiß- und Fettgehalt, ein maximaler Wert an der täglichen Energieaufnahme von 10% aus Kohlenhydraten ergibt. Ein höherer Gehalt an Kohlenhydraten ist für die Katze absolut wertlos und kann auf Dauer zu den schon beschriebenen Gesundheitsproblemen führen.
Wer sein Futter einmal selbst überprüfen möchte, kann meinen dafür entwickelten kostenlosen „Kohlenhydrat-Rechner“ verwenden. Einfach den Anleitungen auf der Seite folgen …
Hunde werden auch zu den Fleischfressern (Beutetierfressern) gezählt und nicht, wie in vielen Foren zu lesen, als Allesfresser (Omnivore) eingestuft. Allerdings sind sie in der Lage, eine größere Menge Kohlenhydrate zu verwerten, da sie entsprechende Enzyme für die Aufspaltung produzieren. Es gibt eine neue Studie, mit der belegt wurde, dass Hunde mehr Gene besitzen als ihr Vorfahre, der Wolf, welche die Produktion der Stärke spaltenden Enzyme steuern.
Aus diesem Grund werden die Hunde gerne als Allesfresser gesehen, obwohl sich das Gebiss, der Magen-Darmtrakt und die Stoffwechselvorgänge von denen eines Wolfes nicht unterscheiden.
Viele Futtermittelhersteller verwenden Unmengen von Kohlenhydratquellen (50-60% oder gar bis zu 80% sind keine Seltenheit) da sie billige Futtermittel darstellen und fügen ihren Produkten eine ganze Liste an künstlichen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zu, um den Bedarf zu decken. Dabei ist der wissenschaftlich ermittelte Bedarf an den Nährstoffen in Fütterungsversuchen auch nur durch ein künstlich zusammengesetzes Futter ermittelt worden und stellt nur einen Richtwert dar.
Zum Vergleich:
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt einen maximalen Kohlenhydratanteil von 50 bis 55% in der menschlichen Ernährung. Durch eine sehr groß angelegte Studie in den 1990er Jahren ist man aber u.a. zu dem Ergebnis gekommen, dass viele Stoffwechsel bedingten Erkrankungen beim Menschen durch einen hohen Kohlenhydratverzehr entstehen und daher wird mittlerweile die empfohlene Menge auf 20 bis 30% reduziert (siehe auch LOGI-Pyramide).
Besinnt man sich nun auf die natürliche Nahrung des Wolfes zurück, macht bei ihm der Anteil an Kohlenhydraten auch nur ca. 3 bis 7% in der Nahrung aus. Berücksichtigt man nun eine Anpassung der Zusammensetzung des Verdauungssaftes an die Ernährung des Hundes, der sich seit ca. 15000 Jahren dem Menschen angeschlossen hat und dadurch ein wenig mehr Kohlenhydrate verträgt, würde ein Bedarf von ca. 10%+/- 5% noch eine artgerechte Menge sein.
Dabei kommt es natürlich auf die individuellen Bedürfnisse und Lebenssituationen des Hundes an. Ein sehr aktiver Hund mit hohen Energiebedarf kann durchaus eine größere Menge vertragen als ein inaktiver Hund.
Auch hier noch einmal der Link zu meinem „Kohlenhydrat-Rechner“ für die Berechnung des Kohlenhydratanteils im Futter.
Was bedeutet das nun für Trockenfutter, Nassfutter, Barf und selber Kochen?
1. Trockenfutter:
Die Herstellung von Trockenfutter benötigt immer eine größere Menge an Kohlenhydraten, welche den natürlichen Bedarf des Hundes übersteigt. In vielen Futtern sind es oft 50% oder mehr. Daher stellt Trockenfutter keine artgerechte Nahrung für die Tiere dar und ich würde es dem Hund, wenn überhaupt, nur als Leckerli zwischendurch geben. Für Katzen ist Trockenfutter absolut ungeeignet.
Weiterhin wird oft behauptet, die Fütterung von Trockenfutter würde eine Zahnreinigung bei Hunden und Katzen bewirken und es wurden Spezialprodukte z.B. in Stickform extra zu diesem Zweck entwickelt. Da auch diese Produkte eine große Menge an Kohlenhydraten besitzen, die sich im Maul durch den Speichel zu einer klebrigen Masse anlösen, wird damit für die Keime im Maul ein idealer Nährboden zur weiteren Vermehrung geboten.
Anstatt Zahnstein durch einen angeblichen Putzeffekt zu verhindern, wird dessen Bildung durch die Kohlenhydrate weiter verstärkt. Eine bessere Alternative dazu sind getrocknete Kauartikel aus Kopfhaut, Knorpel, Knochen etc.
2. Nassfutter:
Beim Nassfutter gibt es ganz erhebliche Qualitätsunterschiede und da sollte man immer auf das Etikett schauen und sich die Werte ausrechnen. Viele „Billigfutter“ haben oft ebenfalls einen sehr hohen Kohlenhydratanteil, den man oftmals nicht vermutet, wenn man sich die Bestandteile auf dem Etikett durchliest.
Eine kleine handvoll Hersteller stellen ihre Nahrung schon nach dem Beutetierprinzip her, sodass sie eine artgerechte Menge Kohlenhydrate enthalten. Stimmt dann noch die Qualität der Zutaten und das schonende Herstellungsverfahren, sodass keine chemischen Zutaten und künstlichen Vitamine und Mineralstoffe zugegeben werden müssen, handelt es sich durchaus um eine hochwertige, natürliche und artgerechte Nahrung für den Hund und die Katze. Dazu aber in einem weiteren Beitrag mehr …
3. Artgerechte Rohfütterung (Barfen und andere Modelle):
Der Gedanke der artgerechten Rohfütterung ist, dem Hund eine möglichst naturgetreue Ernährung in Anlehnung die des Wolfes zu bieten. Das bringt automatisch eine artgerechte Kohlenhydratmenge mit sich, wobei es da bei den Hunden, wie oben erwähnt, auch einen gewissen Spielraum gibt.
4. Selber Kochen:
Beim Selber Kochen kommt es bei der Zusammenstellung der Ration auf das Rezept an. Dabei ist es empfehlenswert, auch hier nach dem Beutetierprinzip zu gehen und danach die Zusammensetzung der Nahrung zu gestalten.
Was ist bei einer Nahrungsumstellung auf eine geringere Kohlenhydratzufuhr zu beachten?
Möchte man nun die Ernährung seines Hundes oder seiner Katze auf eine geringere Kohlenhydratmenge umstellen, so sollte man es möglichst in kleinen Schritten tun, da sich die Zusammensetzung des Verdauungssaftes und die Darmflora (Keime im Darm) an die neue Zusammensetzung anpassen muss.
Diese Anpassung dauert in der Regel 10 bis 14 Tage. Bei sehr empfindlichen oder auch schon kranken Tieren kann es durchaus auch noch länger sein. Wird die Nahrung zu schnell verändert, kann das Tier Verdauungsprobleme und Durchfall bekommen, sodass man als Halter meint, die neue Nahrung würde nicht vertragen und bricht das Vorhaben vorschnell ab.
Dabei braucht die Anpassung des Verdauungssaftes und der Darmflora einfach nur eine gewisse Zeit. Als sehr hilfreich hat sich hier der Zusatz von stark zerkochten Zuckerkarotten oder Zuckerkarottengranulat erwiesen, wie oben schon beschrieben, welche das Darmmillieu positiv beeinflussen und breiigen Kot festigen.
Fazit:
Kohlenhydrate spielen als Energielieferant für Hunde und Katzen eine kleinere Rolle, als viele Menschen denken und uns viele Hersteller durch ihre Futtermittelzusammensetzungen einreden möchten. Im Gegenteil – eine übermäßige Zufuhr ist eine mögliche Ursache von zunehmenden ernährungsbedingten Erkrankungen bei unseren Hunden und Katzen.
Wie aber schon gesagt, spielt die Menge eine große Rolle, denn in einer artgerecht zusammengestellten Ration nach dem Beutetierprinzip haben Kohlenhydrate in Form von Ballaststoffen durchaus ihre Berechtigung und können bei sehr aktiven Hunden ebenfalls zu einem gewissen Teil als Energiequelle dienen.
Wichtig dabei ist immer, dass die Quelle eine natürliche Zutat ist, also aus Obst, Gemüse oder glutenfreien Getreidekörnern oder deren Produkten besteht.
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