Während bei Katzen, als reine Karnivoren, die natürliche Nahrung zu 100% aus Beutetieren besteht, ist der Hund, ebenfalls ein Karnivore, in der Lage, zumindest einen kleinen Teil durch Hitze verdaulich gemachte Stärke zur Energiegewinnung zu nutzen.
Die Energiegewinnung der Katze ist aber komplett auf die Verdauung von Eiweißen und Fetten ausgerichtet. Eiweiß besteht aus vielen kleinen Bausteinen, den Aminosäuren, die mit Hilfe von Leberenzymen der Katze zu Glukose, einem Einfachzucker und Energielieferant für die Zellen, umgebaut wird.
Katzen haben somit einen extrem hohen Eiweißbedarf und da sie nicht in der Lage sind, Eiweiß im Körper zu speichern, sind sie auf eine ständige Zufuhr angewiesen. (Daher werden für Katzen auch mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag empfohlen, als 1 bis 2 große).
Durch diesen hohen Eiweißbedarf benötigt die Katze eine bestimmte Aminosäure in größerer Menge, das Arginin, das sie nicht selbst im Körper produzieren kann und daher mit der Nahrung aufnehmen muss, um die Abbauprodukte des Eiweißes zu entgiften und ausscheiden zu können.
Eine weitere Besonderheit bei der Katze ist das Fehlen der Amylase, einem Enzym im Dünndarm, das Stärke zu Einfachzucker aufspaltet. Aus diesem Grund besitzt sie nur eine begrenzte Fähigkeit, Kohlenhydrate zu verwerten und es besteht bei größerer Menge an Kohlenhydraten die Gefahr von Durchfall. Auch die Leber wäre mit einem starken Anfluten von löslichen Kohlenhydraten stark überfordert, da ihr ebenfalls ein spezielles Enzym zur Weiterverarbeitung fehlt.
Sie kennen vielleicht den Zusammenhang von dem Blutzuckerspiegel und Insulin beim Menschen? Insulin sorgt beim Menschen und auch beim Hund dafür, das der Zucker im Blut in die Zellen geschleust wird, wo er zur Energiegewinnung genutzt wird.
Bei der Katze sieht es ganz anders aus, denn bei ihr wird die Insulinproduktion nicht von dem Blutzucker stimuliert, sondern von Aminosäuren, den kleinsten Bestandteilen der Eiweiße. Also ein weiterer Beweis für einen reinen Fleischfresser.
Im Übrigen sollte der Kohlenhydratanteil der Katzennahrung nicht mehr als höchstens 10% der Gesamtenergie ausmachen, und wenn Kohlenhydrate verwendet werden, dann nur durch Hitze aufgeschlossene Stärke, wie z.B. aus Kartoffeln, Reis, Nudeln.
Aber es geht noch weiter. Katzen haben neben den Eiweißen auch einen hohen Fettbedarf, vor allem an ungesättigten Fettsäuren. Während Hunde in der Lage sind, aus Linolsäure, einer essentiellen Fettsäure, Gamma-Linolensäure und Arachidonsäure herzustellen, fehlt Katzen dazu wieder ein Enzym. Somit muss sie die Arachidonsäure, die nur in tierischen Produkten vorkommt, mit der Nahrung zu sich nehmen.
Ihnen ist wahrscheinlich auch bekannt, dass wir und auch unsere Hunde aus Beta-Carotin, einem Bestandteil des roten Pflanzenfarbstoffes und einer Vorstufe von Vitamin A, eben dieses selbst herstellen können.
Katzen können das nicht und sind auf die Aufnahme von tierischen Produkten, wie Innereien, die Vitamin A enthalten, angewiesen.
Da Katzen ihre Gallensalze für die Fettverdauung nur mit Taurin bilden können, haben sie im Gegensatz zum Hund einen hohen Bedarf. Auch ist sie nicht in der Lage, ausreichende Mengen an Taurin aus den Aminosäuren Methionin und Cystein selbst herzustellen, wie es der Hund z.B. kann, daher muss sie Taurin unbedingt mit der Nahrung zu sich nehmen.
Leider ist Taurin sehr hitzelabil und wird selbst durch schonendes Garen zum großen Teil zerstört und muss daher jeder Katzennahrung zugesetzt werden! Taurinmangel führt z. B. zum irreversiblen Erblinden FCRD der Katze.
Neben diesen zahlreichen Nährstoff- und Stoffwechselbesonderheiten, die sehr stark belegen, dass eine artgerechte, gesunde Ernährung der Katze nur durch tierische Produkte möglich ist, gibt es eine weitere Besonderheit, die ganz besonders zum Problem wird, wenn Trockenfutter gefüttert wird. Denn die Katze als ursprüngliches Wüstentier hat ihre Trinkgewohnheiten nicht den heutigen Umständen angepasst.
Das bedeutet, sehr krass gesagt, dass eine Katze immer unter Wassermangel leiden wird, wenn sie mit Trockenfutter gefüttert wird, da sie von sich aus ihre Trinkmenge nicht ihrem Bedarf anpasst.
Nassfutter dagegen mit einem Feuchtigkeitsgehalt von über 75 % deckt den Bedarf der Katze, ohne dass sie unbedingt Wasser zusätzlich aufnehmen muss – Trockenfutter nicht. Daher wird die Katze über kurz oder lang gesundheitliche Probleme entwickeln, wenn sie ausschließlich mit Trockenfutter gefüttert wird. Hier sind vor allem diverse Harnsteine und Nierenerkrankungen zu nennen, deren Häufigkeit extrem zugenommen hat, seitdem es Trockenfutter zu kaufen gibt.
Fazit:
Im Stoffwechsel der Katze gibt es ganz klare Unterschiede zu dem Stoffwechselgeschehen des Hundes. Zur artgerechten Haltung gehört es unbedingt dazu, sich über diese Besonderheiten zu informieren und die Ernährung dementsprechend zu gestalten.
Dabei ist die logische Konsequenz eine Ernährung mit einem hochwertigen Nassfutter, selbst Gekochtes oder Barf auf tierischer Basis mit einem hohen Fleischanteil.
Die Herstellung der Nahrung (wenn man kommerzielles Futter nimmt) sollte so erfolgen, dass die Einzelbestandteile roh in die Konserve gegeben und dann schonend gegart werden, damit weitestgehend alle Nährstoffe erhalten bleiben. Außer Taurin ist somit kein Zusatzstoff weiter nötig. Für eine Empfehlung schreiben Sie mich gerne an 🙂
Als Orientierung stelle ich hier einmal eine Futterzusammenstellung vor:
18% Geflügelfleisch u. -hälse, 12% Rinderlunge, 11% Geflügelleber, 8% Geflügelmagen, 8% Euter, 7% Geflügelherz, 5% Rindernieren,2% Kürbis, Mineralstoffe
Durch die Mineralstoffzugabe wird unter anderem für ein ausgewogenes Calcium Phosphorverhältnis gesorgt (1,2 : 1).
Analytische Bestandteile:
Rohprotein: 10,5 %
Rohöle und -fette: 6,0 %
Rohasche: 1,8 %
Rohfaser: 0,3 %
Feuchtigkeit: 79,0 %
Calcium: 0,29%
Phosphor: 0,24%
Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe:
Taurin 1000mg/ kg
Der Kohlenhydratanteil liegt hier gerade einmal bei 2,4 % 🙂 . Es ergibt sich somit aus dieser Nahrung eine Kalorienverteilung von 38 % aus Eiweiß, 53 % aus Fett und 9 % aus Kohlenhydraten. Die genaue Berechnung dazu können Sie hier nachlesen oder benutzen Sie unseren Kohlenhydrat-Rechner.
Katzen sind absolute Gewohnheitstiere. Wenn eine Futterumstellung nicht auf Anhieb klappt, machen Sie es in ganz kleinen Schritten, auch wenn es lange dauert – es lohnt sich auf jeden Fall – der Gesundheit Ihrer Katze zuliebe!
Bei unserer eigenen Katze hat die Umstellung problemlos funktioniert 🙂
12 Kommentare
Marion · 25. Februar 2024 um 10:02
Liebe Tanja,
danke für die tolle Seite und den Rechner.
Ich habe ein Verständnisproblem. Beim Beispiel oben sind die NfE-Werte 2,4% (Deklaration), 11,43% an Trockensubstanz (schlecht), aber 8,7% (9) der Gesamtenergie, bzw. Kalorienverteilung (Eiweß, Fett, NfE) was aber ok ist, da unter 10%.
Welcher Wert ist nun maßgebend?
Alle Empfehlungen die man im Netz findet, beziehen sich auf den NfE Anteil in der Trockensubstanz.
Wie obiges Beispiel zeigt, ist das Futter bezogen auf die TS nicht empfehlenswert, beim Anteil an der Gesamtenergie aber im grünen Bereich.
Was mich auch verwirrt. Du hebst oben positiv hervor, das Futter hätte nur 2,4% KH-Anteil. Dieser Wert ist nach meinem Verständnis gar nicht maßgebend.
Bitte hilf mir den Knoten in meinem Hirn zu lösen.
Vielen Dank im Voraus
Marion
Tanja · 25. Februar 2024 um 11:52
Hallo Marion,
es freut mich sehr, dass Dir die Infos auf meinem Blog gefallen. In meine Ausbildung habe ich gelernt, dass der NfE-Gehalt eines Futters auf den Anteil an der Gesamtenergie bezogen werden sollte, da es noch etwas genauer ist, als wenn man es pauschal auf die Trockensubstanz bezieht.
In der menschlichen Ernährung wird es genauso gemacht, nur mit dem Unterschied, dass die einzelnen Nährstoffe für Hunde und Katzen einen geringeren Energiewert haben als für Menschen.
Nachdem ich gestern eine ähnliche Anfrage bekommen habe, habe ich auch nochmal nachrecherchiert. Die Empfehlung, dass ein Katzenfutter nicht mehr als 10 % der Menge an NfE in der Trockensubstanz enthalten soll, stammt wohl aus der Fütterungsempfehlung für Diabetikerkatzen. Ich würde dabei natürlich keinen Unterschied zu gesunden Katzen machen, da Katzen Kohlenhydrate generell schlecht verdauen können und Ihre Energie vor allem aus Eiweiß und Fett ziehen.
Da man Futter sehr leicht miteinander vergleichen kann, wenn man den Nährstoffgehalt von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten auf die Trockensubstanz umrechnet, ist diese Art der Empfehlung natürlich viel alltagstauglicher.
Daher spricht nichts dagegen, wenn Du Dich daran orientierst. In Grenzfällen, wie in meinem Bespiel, kann es natürlich zur Verwirrung sorgen. Ich muss auch dazu sagen, dass es damals, als ich diesen Artikel geschrieben habe, noch sehr viele Katzenfutter gab, die einen weitaus höheren Kohlenhydratanteil hatten und ich gerne darüber aufklären wollte, dass Kohlenhydrate eben keine gute Energiequelle für Katzen sind.
Ich würde zur Beurteilung auch immer die Zusammensetzung des Futters mit einbeziehen. Bei gesunden Futtern sind als Kohlenhydatquelle oft kleine Mengen an Gemüse, wie z. B. Karotten, Zucchini, Kürbis oder Beeren zugegeben, die zwar Kohlenhydrate enthalten, aber auch wertvolle Ballaststoffe für den Darm liefern. Wenn man dann noch den natürlichen Glykogengehalt aus der Leber und dem Muskelfleisch bedenkt, der auch zu den NfE zählt, kommt eben ein Teil an Kohlenhydraten zusammen, der aber zur Energiegewinnung kaum eine Rolle spielt.
Ich hoffe, es ist nun ein wenig klarer geworden 🙂
Liebe Grüße, Tanja
Agnes · 24. Februar 2024 um 15:12
Hallo,
ich wundere mich über diesen Satz „Der Kohlenhydratanteil liegt hier gerade einmal bei 2,4 % :)“
Der Kohlehydratanteil von der Trockemasse besträgt aber 11,43. Da sehe ich keinen Grund zum Jubeln!
Der NfE Gehalt sollte 10% nicht übersteigen. Warum bewertest du den Kohlehydratanteil hier als positiv?
LG Agnes
Tanja · 24. Februar 2024 um 19:25
Hallo Agnes,
wie Du schon geschrieben hast, sollte der NfE-Gehalt 10 % nicht übersteigen. Es ist aber entscheidend, auf welchen Wert er sich bezieht.
In meine Ausbildung habe ich gelernt, dass man den NfE-Gehalt immer in Bezug auf den prozentualen Anteil an der Gesamtenergie beurteilt, wie man es auch beim Menschen macht. Nur mit dem Unterschied, dass die Nährstoffe für Hunde und Katzen einen niedrigeren Energiewert haben als für Menschen.
Anhand dieser Bewertungsmethode habe ich auch das Beispiel in meinem Beitrag erklärt. Der Kohlenhydratanteil von 9 % an der Gesamtenergie ist zwar so gesehen an der Obergrenze, aber noch im grünen Bereich.
Die entscheidende Rolle zur Beurteilung der Qualität eines Futters spielen neben diesen Werten allerdings auch die einzelnen Bestandteile des Futters.
Die andere Variante zur NfE-Bewertung bezieht sich pauschal auf den NfE-Gehalt der Trockenmasse, wie es vielfach im Internet zu lesen ist. Wie man auf diese Bewertungsmethode gekommen ist, weiß ich allerdings nicht. Wahrscheinlich dient sie der Vereinfachung, da man es schneller berechnen kann. Du kannst natürlich für Dich entscheiden, nach welchem Prinzip Du den NfE-Gehalt bewerten möchtest 🙂
Liebe Grüße, Tanja
Thomas Drescher · 11. Oktober 2019 um 17:07
Hallo Tanja, mich würde deine Meinung zur Verwendung der Larven der schwarzen Soldatenfliege (black soldier fly) in der Hundenahrung interessieren.
Ich lebe auf den Kapverdischen Inseln und hier gibt es nicht viele Möglichkeiten, gutes Futter oder Fleisch zu kaufen. Deshalb möchte ich gerne ein Feuchtfutter selbst herstellen und frage mich, ob BSF eine gute Protein- und Fettquelle sein könnte.
Mit freundlichen Grüssen, Thomas
Tanja · 11. Oktober 2019 um 18:20
Hallo Thomas,
bisher habe ich mich mit einer alternativen Proteinquelle aus Insektenlarven noch nicht intensiv befasst. Ein wichtiger Punkt dabei ist das Aminosäurenprofil, da davon die Qualität des Proteins abhängt. Außerdem müsste man schauen, ob es antinutritive Substanzen enthält, die die Verfügbarkeit der Aminosäuren einschränken könnte. Die Fettqualität hängt auch mit der Fütterung der Larven zusammen.
Um eine kompetente Antwort zu bekommen, könntest Du Dich mit Deiner Frage evtl. an die Uni München Tierernährung und Diätetik wenden:
https://www.ernaehrung.vetmed.uni-muenchen.de
Viel Erfolg und herzliche Grüße, Tanja 🙂
Leonie · 31. Mai 2016 um 11:20
Katzen vegetarisch ernähren ist Tierquälerei.
Tierliebe ist,wenn der Vegetarier seine Hunden und Katzen BARFT
Tanja · 31. Mai 2016 um 12:04
Hallo Leonie,
das sehe ich ähnlich. Eine Alternative zur Rohfütterung wäre auch ein hochwertiges, artgerecht zusammengesetztes Nassfutter 🙂
Leonie · 9. Juni 2016 um 8:26
Meine grosse wird ja gebarft, bei dem Welpen traue ich mich nicht…also gibt es granatapet, lucky kitty und mac’s… ich bin kein freund von Junior futter, da es ja draussen auch keine junior-mäuse gibt
Tanja · 12. Juni 2016 um 8:06
Das hört sich doch wirklich gut an 🙂
Wichtig für Katzenwelpen ist ein hoher Eiweißgehalt aus hochwertiger Quelle. Da sie im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht einen höheren Energiebedarf haben, als ausgewachsene Tiere, würde eine größere Nahrungsmenge den Nährstoffbedarf der Kitten decken. Daher ist eine spezielle Welpennahrung meiner Meinung nach auch nicht notwendig, vorausgesetzt, die Nahrung ist hochwertig und deckt den höheren Eiweißbedarf.
Erfreulicherweise bieten immer mehr Hersteller hochwertigere Nahrung an. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist dabei der Verzicht auf künstliche Zusatzstoffe. Das erreichen Hersteller nur, wenn die Zutaten hochwertig sind und ein schonendes Herstellungsverfahren praktiziert wird. Im Prinzip müsste nur Taurin, da es schon bei niedrigen Temperaturen zerstört wird, und evtl. Calcium aus natürlicher Quelle zugesetzt werden, um ein optimales Calcium/Phosphor-Verhältnis zu bekommen 🙂
Alojamiento · 27. Mai 2016 um 6:36
„Sofern bei Katzen die Besonderheiten ihres Nahrstoffbedarfs sowie der Nahrungspragung berucksichtigt werden, ist eine vegetarische Ernahrung akzeptabel, andernfalls ist sie tierschutzrelevant.“
Tanja · 28. Mai 2016 um 9:51
Zu einer artgerechten Ernährung gehören meiner Meinung nach immer noch natürliche Nahrungsbestandteile, aus denen die Katze als Fleischfresser ihren Bedarf decken kann.
Möchte man eine Katze vegetarisch ernähren, müsste man die pflanzlichen Bestandteile mit künstlichen Zusätzen ergänzen.
Daraus entsteht ein völliges Kunstprodukt, mit dem die Katze zwar leben kann, aber ich denke nicht, dass es auf Dauer gesund ist.
Katzen haben einen hohen Bedarf an Eiweiß und pflanzliches Eiweiß ist für sie minderwertig, da die Aminosäurezusammensetzung nicht ihrem Bedarf angepasst ist.
Viele ernährungsbedingten Erkrankungen entstehen oft erst sehr viel später und werden meistens leider nicht mit der Fütterung in Verbindung gebracht, gerade weil es ja eine lange Zeit gut ging.