Wie berechne ich den Energie-Gehalt eines Alleinfuttermittels für Hunde und Katzen?

Wenn es sich nicht gerade um ein Futtermittel für diätetische Zwecke handelt, also ein Spezialfutter, das begleitend bei einer Erkrankung des Tieres gefüttert werden soll, darf der Hersteller auf dem Etikett keine Angaben zu dem Energiegehalt des Futters machen.

Trotzdem gibt es eine einfache Möglichkeit, den Energiegehalt selbst zu berechnen. Schauen Sie sich dazu die „Analytischen Bestandteile“ an.

 Hier ein Beispiel einer Angabe für ein Nassfutter eines Hundes:

Rohprotein 10,5%, Rohöle- und Fette 6,5%, Rohasche 2,3% Rohfaser 0,7%, Feuchtigkeit 76%

Dabei fällt auf, dass der Anteil an Kohlenhydraten nicht angegeben wird. Der Fachbegriff in der Tierernährung für Kohlenhydrate heißt „Stickstofffreie Extraktstoffe“, kurz NfE und wird wie folgt zunächst berechnet:

Berechnung der Kohlenhydratmenge

100 (da es sich um Prozentangaben handelt) minus Rohprotein minus Rohöle- u. Fette minus Rohasche minus Rohfaser minus Feuchtigkeit

In unserem Beispiel wäre das diese Rechnung:

100 – 10,5 – 6,5 – 2,3 – 0,7 – 76 = 4 (also 4 Prozent oder auch Gramm Kohlenhydrate)

Berechnung der Energiegehalte der einzelnen Nährstoffe

In der menschlichen wie auch in der Tierernährung gibt es Energieverluste durch unterschiedliche Verdaulichkeiten und Ausscheidungen der Nährstoffe über den Urin und Kot. Um diese Verluste mit einzuberechnen, ist ein Faktor errechnet worden, den viele bereits aus der menschlichen Ernährung kennen:

Kohlenhydrate und Proteine (Eiweiße) 4 kcal/g  und Fette 9 kcal/g

Bei der Hunde- und Katzennahrung sieht es ein wenig anders aus:

Kohlenhydrate: 3,5 kcal/g

Protein: 3,5 kcal/g

Fett: 8,5 kcal/g

Nehmen wir uns nun die Werte aus dem obigen Beispiel, bekommen wir folgende Rechnung für den Energiegehalt pro 100 g des Futters:

Protein: 3,5 kcal/g x 10,5 g = 37 kcal

Fett: 8,5 kcal/g x 6,5 g = 55 kcal

Kohlenhydrate: 3,5 kcal/g x 4,0 g = 14 kcal

Gesamtenergie: 106 kcal oder 444 kJ (Kilojoule)

Umrechnungsfaktor: Kilokalorien x 4,187 = Kilojoule

Vorgehensweise beim Trockenfutter

Bei Trockenfutter können Sie bei der Berechnung auf die gleiche Weise vorgehen. Oft wird allerdings kein Feuchtigkeitsgehalt angegeben und man geht in dem Fall von ungefähr 8 oder 10 Prozent aus.

Wichtig: In manchen Fällen werden bei den analytischen Bestandteilen noch weitere Angaben gemacht. Zur Berechnung der Kohlenhydrate werden aber nur die hier angegebenen Prozentangaben und die Feuchtigkeit zusammenaddiert und von 100 abgezogen.

Berechnung des prozentualen Anteils der einzelnen Nährstoffe an der Gesamtenergie

Wer nun noch wissen möchte, wie der prozentuale Anteil der einzelnen Nähstoffe in dem Futter ist, kann dazu noch folgende Rechnung machen:

Rechnung am Beispiel oben mit der Gesamtenergie 106 kcal = 100 %

Protein (Eiweiß) 37 kcal = 37 x 100 : 106 = 35 %

Fett 55 kcal = 55 x 100 : 106 = 52 %

Kohlenhydrate 14 kcal = 14 x 100 : 106 = 13 %

Was sagen uns nun diese Berechnungen und die Ergebnisse über das Futter?

Es sind lediglich nur grobe Informationen, aus welcher prozentualen Nährstoffverteilung das Futter zusammengesetzt ist. Über die Qualität und Verdaulichkeit der einzelnen Bestandteile sagt diese Information absolut nichts aus. Als Eiweißquelle (Rohprotein) können z.B. auch Federn, Hufe und Hörner genommen worden sein.

Eine Berechnung der Energiemenge ist hingegen sinnvoll, wenn der Hund oder die Katze über- oder untergewichtig ist und ihr die benötigte Futtermenge zum Erreichen des Normalgewichtes errechnen wollt. Es ist in dem Fall zwar auch nur ein grober Richtwert, aber Sie haben einen Ansatzpunkt, mit dem Sie arbeiten können.

Zum Thema Gewicht (errechnen der benötigten Kalorien für den Erhaltungsbedarf, zum Gewicht reduzieren etc.) werde ich demnächst einen ausführlichen Beitrag schreiben. Weiterhin schauen wir uns beim nächsten Mal die Zutatenliste genauer an. Dann klären wir u.a. auch die Frage, woran man ein hochwertiges Futtermittel erkennt, sodass Sie in der Lage sind, Ihr Futter selbst zu beurteilen … 🙂


Tanja

Hallo, ich bin Tanja , zertifizierte Ernährungs- und Diätberaterin ATN für Hunde und Katzen. Auf diesem Blog möchte ich die Zusammenhänge einer natürlichen, artgerechten und gesunden Ernährung anhand verschiedener Ernährungsthemen verständlich erklären und Ihnen die natürliche Ernährung Ihrer Tiere wieder näher bringen. Dabei habe ich mich auf die Beratung mit chemiefreien Naturkostmenüs in Beutetierzusammensetzung spezialisiert, da sich nicht jeder das Wissen für eine selbst zusammengestellte Mahlzeit aneignen möchte oder kann, und es sehr schwer ist, sich in dem Futtermitteldschungel zurecht zu finden.

6 Kommentare

Monika · 28. Mai 2024 um 14:46

Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass die Herstellerangaben bei Nassfutter mit der o. g. Berechnung übereinstimmen – nur die Kalorienangabe bei Trockenfutter nicht. (Zumindest bei denen, die bei uns im Umlauf sind) Ich vermute, dass dies mit der Verdaulichkeit zusammenhängt. So kann der Tierhalter natürlich keine eigene Berechnung durchführen, sondern muss glauben, was aufgedruckt ist. Denn daraus ergibt sich, dass lt. Herstellerangaben das Trockenfutter mehr Kalorien enthält, als nach den Faktoren von oben herauskommt, aber weniger als bei einer Berechnung nach Menschenkalorien.

    Tanja · 28. Mai 2024 um 15:35

    Hallo Monika,
    vielen Dank für Ihren Kommentar. In der Tat ist es so, dass es verschiedene Methoden zur Messung des Energiegehaltes von Hunde- und Katzennahrungen gibt. Die Methode mit dem modifizierten Atwator-Faktor ist eine davon, die auch die Verdaulichkeit der Nährstoffe mit berücksichtigt. Da diese Berechnungsmethode auch von Verbrauchern anhand der Analysewerte des Futtermitteletiketts gut anzuwenden ist, habe ich sie hier in dem Beitrag im Detail erklärt.

    Dennoch gibt diese Berechnung nur einen Richtwert an und wie Sie schon sagen, nutzt nicht jede Hersteller dieselbe Berechnungsmethode.
    Wenn Sie aber für sich vergleichbare Werte haben möchten, könnten Sie jedes Futter nach dieser Methode selbst nachrechnen. So haben Sie zumindest für sich eine einheitliche Berechnungsgrundlage, auch wenn die Werte von denen des Herstellers abweichen.
    Sie können dazu auch meinen Onlinerechner verwenden: https://4pfoten-welt.de/kohlenhydrat-rechner/

    Herzliche Grüße, Tanja

      Monika · 28. Mai 2024 um 16:44

      Danke für die Antwort. Auch wenn ich das „fediaf“ Dokument nicht ganz gelesen habe (das ist ein Wälzer) konnte ich feststellen, dass die darin gemachten Aussagen nicht unbedingt zur optimalen Ernährung bzw. Gesunderhaltung beitragen können, wie z. B. Fett ist nicht essentiell … Neben selbst zubereitetem Futter und Nassfutter verwende ich auch Trockenfutter, das nach Berücksichtigung der entzogenen Feuchte immerhin noch 41 % Fleischanteil hat. Es eignet sich halt prima für Futterspiele oder um auf dem Rasen suchen zu lassen. Was mir aber erst auf dieser Seite hier bewusst wurde: wie hoch der Kohlehydrat-Anteil dennoch ist. Auch wenn es im Nachhinein logisch ist, da die fehlende Feuchtigkeit irgendwie aufgefüllt werden muss. Da steht zwar genau in % wie viel Fleisch/Innereien (teilw. frisch – teilw. trocken) von welchem Tier und wie viel Obst/Gemüse enthalten ist, aber nach Abzug der Feuchtigkeit bleibt ein nicht genannter Rest und das sind Kohlehydrate in nicht geringer Menge. Daher werde ich es noch viel mehr einschränken – eher als Leckerli verwenden und dafür die Fütterung nach „Nutrigenomik für Hunde“ weiter ausbauen, um mit funktionellen Zutaten die Gesunderhaltung meiner Hunde zu fördern. Zur Berechnung der Kalorien habe ich eine Excel-Tabelle mit den entsprechenden Formeln erstellt, die Menschenkalorien in Hundekalorien umrechnen kann und werde, so wie Sie auch geraten haben, bei dieser Berechnung bleiben. Wenn das Trockenfutter eher als Leckerli verwendet wird, spielt es auch nicht mehr die ganz große Rolle, ob die Verdaulichkeit der Proteine genau bei 80 % oder etwas mehr bzw. weniger beträgt. Ich habe nur Angst, dass meinen Hunden etwas fehlen könnte und bei hochwertigem industriell hergestellten Futter sind wenigstens die Mindestanforderungen erfüllt. Ihren Rechner habe ich bereits verwendet, doch bei den vielen verschiedenen Lebensmitteln ist es für mich mit der Tabelle einfacher. Auch der Hund freut sich auf Abwechslung beim Futtern. Auf dieser Seite werde ich noch einige wertvolle Hinweise finden. Vielen Dank dafür.

Monika · 28. Mai 2024 um 13:50

Die Kalorienberechnung für Hunde: Mit den Angaben der Futterhersteller werden Werte errechnet, die irgendwo zwischen Hundekalorien (nach den o. g. Angaben) und Menschenkalorien liegen. Auf meine Frage, wie die Kalorien berechnet werden, erhielt ich die Antwort, dass dies eine Software errechnet, die nach den Vorgaben gem. „fediaf – Nutritional Guidelindes“ hält. Dieses Dokument wurde mir als pdf-Datei zur Verfügung gestellt. Darin steht, dass bei Hunden die Kalorien für Protein und NFE mit Faktor 4 und für Fett mit 9 errechnet werden, (bei Katzen mit 4 und 8,5). Warum werden hier die Kalorien anders als dort berechnet? Es scheint, dass sich auch die Hersteller nicht zwingend an die hier angegebenen Faktoren halten und ganz doof wäre, wenn verschiedene Hersteller verschiedene Faktoren anwenden würden. Das erschwerte die Sache für die Halter nur noch schwerer. Gibt es denn – zumindest für Deutschland – nicht die Möglichkeit, die Berechnung einheitlich zu gestalten? Mir wäre es erhlich gesagt egal mit welchem Faktor. Nach dieser Methode hier braucht einer meiner Hunde etwa 2400 kcal – nach Menschenkalorien wären es halt ca. 2750. Nur einheitlich sollte es sein, damit der Bedarf auszurechnen ist.

Norbert · 22. Juli 2023 um 6:39

Hi Tanja,
kannst Du mir bitte erklären warum Du mit weniger Kcal pro g Makro Nährstoff rechnest? Ich komme aus der Human Ernährungsberatung und die Werte, die mir geläufig sind, sind Protein = 4,1kcal/g, Fett = 9,1kcal/g und Kohlehydrate = 4,1kcal/g. Du rechnest jeweils mit 0,6kcal/g weniger, was unweigerlich zu einer Überversorgung des Tiers mit Nährstoffen führen würde, um nicht zu sagen, dass Deine Berechnung dazu führt, dass ich mein Tier Fett füttern würde.

Ein Makronährstoff hat Doch immer den gleichen Brennwert, egal für welches Lebewesen ich ihn einsetze. Klar Proteine haben unterschiedliche biologische Wertigkeit/Verfügbarkeit, das hat aber so gar nichts mit den Kalorien pro Gramm zu tun.

Aus welcher Quelle stammen die Werte der KCAL pro Gramm Makronährstoff?

    Tanja · 22. Juli 2023 um 16:17

    Hallo Norbert,
    tatsächlich weicht der Energiegehalt von den Makronährstoffen Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße für Hunde und Katzen etwas von dem Energiegehalt für Menschen ab.
    Für die Energieberechnung für Menschen liegt meistens der Atwater-Faktor zugrunde, der eine Konstante ist und der unter Berücksichtigung festgelegter Verdaulichkeitswerte (Verdauungskoeffizienten) für Fette, Eiweiße und KH errechnet wurde.

    Für die menschliche Energieberechnung sieht es dann so aus:
    KH haben einen Verdauungskoeffizienten von 96 % und der Atwator-Faktor ist 4 kcal/g
    Protein 91 % und 4 kcal/g
    Fette 96 % und 9 kcal/g

    Für Hunde- und Katzenfutter wurde zur Energieberechnung der Atwator-Faktor für die menschliche Ernährung zugrunde gelegt, aber die Verdaulichkeit der einzelnen Nahrungsbestandteile ist für Hunde und Katzen geringer als für Menschen.

    Daher wird für die Energieberechnung ein modifizierter Atwator-Faktor verwendet, der so aussieht:
    KH 85 % Verdaulichkeitskoeffizient und 3,5 kcal/g
    Protein 80 % und 3,5 kcal/g
    Fett 90 % und 8,5 kcal/g

    Auch der Atwator-Faktor bzw. der modifizierte Atwator-Faktor ist nicht zu 100 % genau, gibt aber einen guten Richtwert an.
    Die Quelle für diese Berechnungsmethode ist die Akademie für Tiernaturheilkunde (ATN), bei der ich meine Ausbildung gemacht habe.
    Sie selbst geben als Quelle für die Tabelle mit den Verdauungskoeffizienten und den Atwator-Faktoren folgende an: Case, Carey u. Hirakawa 2005

    In dem Fachbuch „Ernährung des Hundes“ von Helmut Meyer und Jürgen Zentek wird noch eine andere Berechnungsweise für die Energie der einzelnen Futtermittel beschrieben, wo der Wert etwas von dieser Berechnung abweicht.

    Ich hatte mich damals für die Berechnung mit dem modifiziertem Atwator-Faktor entschieden, da viele Futtermittelhersteller von Diätfuttermitteln dieselbe Berechnungsweise vorgenommen hatten und somit die Energiegehalte, die sie auf den Etiketten angegeben hatten, vergleichbar sind.

    Wenn Du noch detailliertere Infos dazu möchtest, schicke ich Dir gerne Kopien von den entsprechenden Seiten meiner Unterlagen zu 🙂

    Liebe Grüße, Tanja

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