Wie wichtig sind Fette in der Hunde- und Katzenernährung, welche Aufgaben haben sie, wie werden sie eingeteilt und sind pflanzliche Fette besser als tierische – oder umgekehrt?
Diese Fragen und noch einige mehr werde ich in diesem Beitrag verständlich erläutern.
Einteilung der Fette
Unter dem Begriff „Fette“ versteht man eine ganz gemischte Gruppe an Stoffen, die eines gemeinsam haben: sie sind nicht in Wasser löslich.
Man unterteilt Fette ganz grob in folgende Gruppen:
- einfache Fette: dazu zählen die Nahrungsfette als Triglyzeride
- komplexe Fette: das sind z.B. die Lipoproteine, die als Transporter die Fette im Blut transportieren
- abgeleitete Fette: das sind Isoprenderivate, zu denen Sterinverbindungen zählen wie z.B. das Cholesterin, fettlösliche Vitamine und die männlichen und weiblichen Sexualhormone
Die wichtigsten Aufgaben der Fette im Körper von Hunden und Katzen
- Hauptenergielieferant
- Isolierung myelinhaltiger Nervenfasern (u.a. zur Unterstützung der Nervenimpulse)
- Bestandteil der Zellmembranen in Form von Phospholipiden und Glykolipiden
- Transport von Nährstoffen
- Transport von Stoffwechselprodukten
- Fetttransport im Blut (durch Lipoproteine)
- Gallensalzbildung durch Cholesterin (Gallensalze werden für die Fettverdauung und Fettaufnahme benötigt)
- Vorstufen von Steroidhormonen (männliche und weibliche Geschlechtshormone, Kortison, Vitamin D) in Form von Cholesterin
- Schutzschicht der Haut in Form von Cholesterin und anderen Fetten (gegen stetigen Wasserverlust und Eindringen von Fremdsubstanzen)
- Vorstufen von Gewebshormonen, die zur Blutdruckregulation, Entzündungskontrolle, Gefäßerweiterung und -verengung, Thermoregulation, Muskelkontraktion und Regulation der Blutgerinnungsmechanismen beisteuern in Form der essentiellen Fettsäure Arachidonsäure
- Bereitstellung zahlreicher essentieller Fettsäuren
- Trägerfunktion bei der Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen
- Geschmacksträger (optimale Akzeptanz bei 25 bis 40 % Fettgehalt in der Nahrung)
- Strukturgeber der Nahrung
Die wichtigsten Funktionen der Nahrungsfette
Die Nahrungsfette (Triglyzeride) dienen hauptsächlich als Energielieferant in der Nahrung von Hunden und Katzen und werden gegenüber Eiweißen und Kohlenhydraten am besten verdaut (die Verdaulichkeit liegt zwischen 70 und 95 %).
Gespeichert werden sie bei überschüssiger Ernergie im Unterhautfettgewebe, das den Körper vor Wärmeverlusten schützt. Die Fettdepots haben eine Polsterfunktion für die lebenswichtigen Organe in der Bauchhöhle und an den Fuß- und Zehenballen und besitzen eine sehr gute Blut- und Nervenversorgung.
Im Gegensatz zu Kohlenhydraten (bzw. die Speicherform Glykogen) kann Fett fast unbegrenzt im Körper eingelagert werden. Überschüssige Energie aus Kohlenhydraten wird zu Fett umgebaut und kann dann in den Fettdepots gespeichert werden.
Aufbau von Nahrungsfett für Hunde und Katzen
Ein Nahrungsfettmolekül (Triglyzerid) besteht aus einem Glyzerinmolekül, an das drei Fettsäuren angehängt sind. Dabei unterscheidet man:
- gesättigte Fettsäuren
- einfach ungesättigte Fettsäuren
- mehrfach ungesättigte Fettsäuren
Das Augenmerk sollte dabei auf die mehrfach ungesättigten Fette, und dabei auf die sogenannten „Omega-3-“ und „Omega-6-Fettsäuren“ gelegt werden, da Hunde und Katzen sie unbedingt mit der Nahrung aufnehmen müssen. Diese Fettsäuren kann der Körper nicht selbst herstellen.
Omega-6-Fettsäuren:
- Linolsäure (in pflanzlichen u. tierischen Fetten)
- Gamma-Linolensäure (in pflanzlichen u. tierischen Fetten)
- Arachidonsäure (in tierischen Fetten)
Gute Quellen für Linolsäure: pflanzliche Öle wie Maiskeim-, Saflo- und Sojaöl, Geflügel- und Schweinefett
Linolsäureärmere Nahrungsmittel: Butter und Rindertalg
Gute Quellen für Arachidonsäure: Schweine- und Geflügelfett
Omega-3-Fettsäuren:
- Alpha-Linolensäure (in pflanzlichen Fetten)
- EPA und DHA (in tierischen Fetten)
Die Omega-6-Fettsäure Linolsäure wird von den Pflanzen aus gesättigten Fettsäuren gebildet und stellt die Hauptspeicherform in den Samen dar.
Grüne Blätter, Algen, Moose und Farne können im Gegensatz zum Menschen und zu Säugetieren Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure) zu Omega-3-Fettsäuren (alpha-Linolensäure) umwandeln. Daher kommt die alpha-Linolensäure ebenfalls in Pflanzenölen vor, meist jedoch in wesentlich geringerer Menge als Linolsäure. Nur Leinöl, Walnussöl, Rapsöl, Soja- und Weizenkeimöl enthalten wesentliche Mengen von alpha-Linolensäure und das Borretsch- und Nachtkerzenöl, sowie das Kernöl der schwarzen Johannisbeere enthalten viel gamma-Linolensäure.
Die hochungesättigten, ultralangen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Decosahexaensäure (DHA) können vom Menschen nur in geringen Mengen aus der alpha-Linolensäure hergestellt werden. Algen, Moose und Farne bilden sie jedoch und daher finden wir sie in Fischen. Besonders in den Kaltwasserfischen Makrele, Hering, Sardine, Lachs, Thunfisch, Forelle sind sie in hoher Konzentration vorhanden, da sie in der Kälte nicht fest werden, wie gesättigte und einfach ungesättigte Fettsäuren.
Das Fleisch wildlebender Tiere, die sich von Moosen, Blättern und Farnen ernähren, kann bis zu 5 % Eicosapentaensäure (EPA) enthalten. Gemästete, oft nicht artgerecht ernährte Nutztiere enthalten nur Spuren davon, jedoch reichlich von der ungünstigen Fettsäure Arachidonsäure.
Verstoffwechselung von Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren
Omega-6-Gruppe
Aus Linolsäure entsteht im Körper durch enzymatische Stoffwechselprozesse Arachidonsäure und daraus dann verschiedene Gewebshormone:
Linolsäure -> gamma-Linolensäure -> Di-Homo-gamma-Linolensäure -> Arachidonsäure -> Gewebshormone, die u.a. auch bei entzündlichen Prozessen im Körper eine Rolle spielen
Wichtig: Besonderheit bei der Katze
Da der Katze ein bestimmtes Enzym fehlt, um aus Linolsäure die Arachidonsäure zu bilden, ist auch die Aufnahme von Arachidonsäure für die Katze essentiell, d.h. dass sie unbedingt auf die Aufnahme tierischer Fette über die Nahrung angewiesen ist. Auch die Fähigkeit, gamma-Linolensäure zu bilden ist bei der Katze nur minimal, sodass sie ebenfalls essentiell zu sein scheint. Weitere Infos gibt es in meinem Beitrag: Besonderheiten in der Katzenernährung
Omega-3-Gruppe:
Aus alpha-Linolensäure entsteht im Körper durch enzymatische Stoffwechselprozesse z.B. EPA und daraus ebenfalls verschiedene Gewebshormone
alpha-Linolensäure -> Stearidonsäuren -> Eikosatetraensäure -> Eikosapentaensäure (EPA) -> Gewebshormone, die u.a. nur gering entzündlich bis anti-entzündlich im Körper wirken
Wichtig: wie schon erwähnt, kann der Hund und die Katze nur sehr wenig EPA aus alpha-Linolensäure selbst herstellen, daher ist eine Versorgung mit tierischem EPA und auch DHA günstiger
Empfohlenes Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6-Fettsäuren in der Nahrung
Da der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in den heutigen Nahrungsmitteln durch die Haltung und Ernährung der Nutztiere nicht mehr sehr hoch ist und es zu einem Überschuss an Omega-6-Fettsäuren gekommen ist, sollte bei der Ernährung vor allem auf die ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren in Form von EPA und DHA geachtet werden.
Bei vielen Entzündungsprozessen im Körper kann das Missverhältnis von Omega-3 zu Omega-6 eine Rolle mit spielen. Ein optimales Verhältnis liegt bei 1:4 (1 Teil Omega-3-Fettsäuren und 4 Teile Omega-6-Fettsäuren), meistens liegt es aber um ein vielfaches höher, z. B. bei 1:20.
Was versteht man unter Transfetten und welche Auswirkungen hat ein Verzehr auf den Körper?
Transfette entstehen z.B. durch langes und starkes Erhitzen von Fetten und Ölen, die ungesättigte Fettsäuren enthalten. Dabei sind vor allem Pflanzenöle davon betroffen. Weiterhin entstehen Transfette auch bei der Härtung von planzlichen Ölen, um sie fester und damit streichfähiger zu machen, z.B. in der Margarineherstellung.
Da auch bei der Herstellung von Trockenfutter und teilweise auch bei Nassfuttern mit starker Hitze (über 160 Grad) gearbeitet wird, können auch dabei Transfette entstehen.
Wirkungen der Transfette (nachgewiesen für den menschlichen Körper):
- erhöhen das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen
- fördern die Arterienverkalkung
- verhärten die Zellmembranen, sodass sie undurchlässiger für Nährstoffe werden
- erhöhen dadurch das Diabetes-Risiko (Zucker kann nicht mehr so gut in die Zellen transportiert werden)
- blockieren die Aufnahme gesunder Fette
Um zu vermeiden, dass Hunde und Katzen Transfette zu sich nehmen, ist die Kenntnis über ein schonendes Herstellungsverfahren unbedingt notwendig.
Welche Fettmenge ist für eine Hunde- und Katzennahrung optimal?
Da Katzen durch ihren besonderen Stoffwechsel fast keine Kohlenhydrate verwerten können, kann bei ihnen der Fettgehalt in der Nahrung bis zu 64% in der Trockenmasse betragen. Dabei ist es wichtig auf ausschließlich tierische Quellen zu achten, damit sie ihren Bedarf an den essentiellen Fettsäuren decken können. Eine Maus als natürliches Beutetier hat beispielsweise einen durchschnittlichen Fettgehalt von ca. 10%. Das entspricht ca. 40% Fett in der Trockenmasse (also wenn der Feuchtigkeitsgehalt abgezogen wird).
Bei Hunden liegt der Fettbedarf bei ca. 30 bis zu 50% in der Nahrung (bezogen auf die Trockenmasse), je nachdem, wie stark er belastet wird und seine Lebensbedingungen sind. Der Fettgehalt eines Beutetieres schwankt zwischen 7 und 17% (das sind ca. 15 bis 40% , bei fetten Fischen teilweise über 50% in der Trockenmasse), je nach Art und Alter.
Wichtig: Soll die Fettmenge einer Ration erhöht werden, so sollte eine Steigerung langsam in kleinen Schritten erfolgen, da es sonst zu Beschwerden wie Durchfall oder Erbrechen kommen kann. Der Körper braucht ein wenig Zeit, um die Zusammensetzung der Verdauungssäfte an eine größere Fettmenge anzupassen.
Fazit:
Fette spielen in der Ernährung von Hunden und Katzen eine sehr große Rolle für die Energieversorgung, fungieren als Bausubstanz der Zellen und sind, zusammengefasst, Bestandteil vieler „stoffwechselrelevanter Substanzen“ im Körper.
Das Entscheidende für die Ernährung und Gesunderhaltung ist dabei vor allem die Qualität und die Zusammensetzung der Fette. Da bei Hunden und Katzen als Fleischfresser hauptsächlich Schlachttiere als Quelle für die Fette in Frage kommen, sollten diese möglichst ebenfalls artgerecht gehalten und ernährt worden sein, damit sie die nötige Qualität liefern können.
Der Überschuss an Omega-6-Fettsäuren in den meisten tierischen Nahrungsquellen kann durch gezielte Gabe von Fischöl z.B. Lachsöl (kein Lachs aus Aquakultur) oder Algenöl in ein günstigeres Verhältnis gebracht werden.
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