Ich muss gestehen, dass ich mir lange Zeit keine Gedanken über dieses Thema gemacht habe. Schaut man aber hinter die „Kulissen“, gewinnt man wieder neue Erkenntnisse. Diese werde ich Ihnen in diesem Beitrag einmal genauer erläutern:
Um ein Fertigfutter in einem Ladengeschäft verkaufen zu können, ist eine Mindesthaltbarkeit von ca. 2 bis 3 Jahren notwendig. Damit hat zum einen der Hersteller ein wenig „Luft“ für den Vertrieb des Futters und weiterhin der Großhändler zur Zwischenlagerung und Verkauf an den Einzelhändler.
Dieser wiederum lagert selbst die Waren eine Zeit lang in seinem Lager oder Verkaufsregalen und möchte dem Endkunden natürlich auch kein Futter anbieten, das womöglich nur kurze Zeit haltbar ist. Ebenso kaufen manche Verbraucher das Futter z.B. für einen Monatsbedarf ein.
In dieser Kette vom Hersteller bis zum Endkunden liegt eine relativ große Zeitspanne und der Hersteller sollte garantieren, dass das Produkt bis zum Ablauf der angegebenen Mindesthaltbarkeit nicht verdorben ist und zudem den Bedarf des Tieres an den benötigten Nährstoffen decken kann.
Wie wird das Futter haltbar gemacht?
Beim Nassfutter ist dazu eine Sterilisation in der geschlossenen Dose bei einer Kerntemperatur von 121 Grad Celsius nötig. Einen Zusatz von Konservierungsmitteln und Antioxidantien braucht das Futter nicht, da es durch die Temperatur steril wird, also jegliche Keime abgetötet werden, und der Vorgang unter Ausschluss von Sauerstoff geschieht.
Trockenfutter hingegen kann nicht steril gelagert werden, sodass auf jeden Fall ein Konservierungsmittel zugesetzt werden muss, um länger lagerungsfähig zu sein. Zudem werden Antioxidantien benötigt, da das Futter ungesättigte Fettsäuren enthält, die nach kurzer Zeit ranzig würden. Im günstigsten Fall werden dazu künstlich hergestellte Vitamine, wie Vitamin A, C, und E verwendet, im schlechtesten Fall chemische Substanzen, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen, aber als Antioxidantien für Futtermittel zugelassen sind.
Auch Kupfersulfat wird gerne als zusätzliche Spurenelementzugabe genommen, wirkt in einer gewissen Menge aber auch keimtötend und konserviert damit nicht nur das Futter, sondern tötet unter Umständen auch die guten Keime der Darmflora.
Aus diesem Grund sollten so wenig Konservierungsmittel „gefressen“ werden, wie möglich, da es sonst zu einer Veränderung des Darmmillieus kommen kann mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit. Mehr dazu in meinem Beitrag „Der Darm – DAS zentrale Organ für die Gesundheit von Hund und Katz‘ „
Wie sieht es mit der Nährstoffqualität im Fertigfutter aus?
Bisher ging es ja nur um die Haltbarkeit des Futters, die aber noch nichts darüber aussagt, ob die benötigten Nährstoffe für den Hund oder die Katze in dem langen Lagerungszeitraum überhaupt erhalten bleiben.
Wie Sie bestimmt schon vermuten, verringert sich auch der Gehalt an den Nährstoffen im Laufe der Zeit. Hersteller von Premiummarken testen in der Regel ihr Futter und ergänzen es mit zusätzlichen Nährstoffen so, dass es auch zum Ende der Mindesthaltbarkeit z.B. von 2 Jahren den, nötigen Bedarf der Tiere deckt.
Allerdings geschieht das oft mit dem Zusatz von künstlichen Vitaminen, die direkt nach dem Herstellungsprozess in erhöhter Menge im Futter enthalten sind und sich im Laufe der Zeit etwas reduzieren.
Der Zusatz von künstlichen Vitaminen ist eh umstritten, da sie herstellungsbedingt aus zwei Molekülen bestehen, die spiegelbildlich sind. Eine Form ist biologisch aktiv und wird vom Körper verwertet, die andere ist absolut wertlos. Bisher ist noch nicht bekannt, ob das wertlose Spiegelbild-Molekül einfach nur keinen Nutzen hat oder ob es gar negativ auf den Körper wirken kann.
Während eine Vitaminüberversorgung der wasserlöslichen Vitamine (B und C) bei gesunden Tieren in der Regel kein Problem darstellt, da sie vom Körper wieder ausgeschieden werden, kann es bei den fettlöslichen Vitaminen (E, D, K, A) auf lange Sicht zu einer Anreicherung kommen, wenn sie nicht in der zugeführten Menge verbraucht und somit im Körper gespeichert werden. Für den Zusatz von Vitamin D zum Futtermittel gibt es eine Höchstmengenvorschrift, für die anderen nicht. Es kann auf diese Weise zu einer schleichenden Überversorgung mit den fettlöslichen Vitaminen kommen, die nach Jahren auch zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Noch eine kurze Anmerkung: zwischen den Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen besteht eine ganz komplexe Wechselwirkung und so kann ein „Zuviel“ eines Vitamins/Mineralstoffes/Spurenelementes ein „Zuwenig“ eines anderen bewirken und umgekehrt (siehe Abb.). Daher sind natürliche Nahrungsmittel in der richtigen Kombination (Beutetierzusammensetzung) mit einem natürlichen Gehalt dieser Nährstoffe zur Bedarfsdeckung einem „Kunstprodukt“ vorzuziehen.
Gefahr bei der Deklaration
Wenn man sich nun verschiedene Fertigfutter in den Geschäften anschaut, liest man oft „ohne Zusatz von Konservierungsmitteln, Antioxidantien, künstlichen Aromen, etc.“ Diese Angabe auf dem Futtermitteletikett darf ein Hersteller auch machen, solange er selbst keinen dieser chemischen Stoffe zusetzt.
Das gilt auch für den Fall, wenn er z.B. Vitamin- und Mineralstoffmischungen oder ein Sprühfett für den besseren Geschmack der Trockenfutterpellets verwendet, die vom Zulieferer bereits konserviert oder mit anderen Stoffen versetzt wurden.
Der Verbraucher kann daher nicht sicher sein, dass kein chemischer Zusatzstoff in dem Fertigfutter enthalten ist, auch wenn es auf dem Etikett steht. Eine weitere „elegante“ Lösung einiger Hersteller ist auch die Zugabe von künstlichen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, die neben der Deckung des Nährstoffbedarfes auch die Eigenschaft eines Antioxidans (z.B. Vitamin A, C, E) oder eines Konservierungsmittels (z.B. Kupfersulfat) haben. Dabei werden u.U. höhere Mengen zugegeben, als für den Bedarf des Hundes oder der Katze benötigt werden. Die Folge davon habe ich oben schon beschrieben.
Gibt es Hunde- und Katzenfutter, das keine Zusatzstoffe enthält?
Bei Nassfuttern ist eine lange Haltbarkeit z.B. von 2 Jahren, schon allein durch die Sterilisation in der Dose gewährleistet, doch durch den steigenden Nährstoffverlust ist mir kein Futter bekannt, dass ohne Zusätze eine gleichbleibende Qualität über 2 Jahre gewährleisten und somit im Einzelhandel verkauft werden kann.
Es gibt aber eine kleine handvoll Hersteller, die ihre Hunde- und Katzennahrung im Direktvertrieb online direkt an den Endkunden verkaufen. Durch diesen Vertriebsweg wird eine Menge Lagerzeit gespart. Der Hersteller kann auf den kompletten Zusatz von jeglichen chemischen und künstlichen Zusatzstoffen verzichten, wenn er dafür sorgt, dass nur natürliche Zutaten von artgerecht gehaltenen Nutztieren verwendet werden, die chemisch (z.B. durch Antibiotika, Beruhigungsmittel oder Hormone) nicht belastet sind und er eine schonende Verarbeitung und Herstellung wählt. Das bedeutet eine Kaltabfüllung der rohen Zutaten in die Konserve und vitaminschonendes Dampfdruckgaren.
In der Regel kann bei dieser Herstellungsweise bei Nassfutter eine gleichbleibende Qualität für 1 Jahr garantiert werden , was aber völlig ausreicht, da der Weg über den Großhandel und den Einzelhandel wegfällt und der Kunde direkt vom Hersteller beliefert wird. Nicht zu verwechseln ist es mit der Mindesthaltbarkeit, die natürlich länger ist, bevor das Futter verdirbt.
Beim Trockenfutter ist es allein durch die Verpackungsweise und die enthaltene Restfeuchtigkeit nicht möglich, auf Antioxidantien und Konservierungsmittel zu verzichten.
Fazit:
Aufgrund der vielen Zwischenlagerungszeiten von Fertigfuttermitteln für den Verkauf im Einzelhandel ist es sehr schwer, eine gleichbleibende Nährstoffqualität ohne den Zusatz von künstlichen Stoffen zu gewährleisten.
Daher kann man davon ausgehen, dass die hochwertigeren Marken über den Direktvertrieb, z.B. über Onlineshops der Hersteller direkt an den Endkunden, vertrieben werden. Aber auch bei diesen Herstellern sollte man genau recherchieren, ob die Nahrung wirklich ohne Zugabe von Zusatzstoffen hergestellt wird.
Sich in dem ganzen Dschungel der Futtermittelhersteller zurecht zu finden, ist nicht einfach und es kann durchaus sehr zeitraubend sein, die „Spreu vom Weizen“ zu trennen. Dazu gibt es immer noch zu viele Grauzonen, die Hersteller nutzen können, um vieles zu verschleiern.
Wenn Sie eine Empfehlung für einen Hersteller haben möchten, der seine Tiernahrung zu 100% komplett chemiefrei herstellt, auch ohne künstliche Vitamine und Mineralstoffe, und natürliche Nahrungsmittel nach dem Vorbild einer Beutetierzusammensetzung auswählt, schreiben Sie mich gerne an 🙂
Herzlichst,
Tanja
4 Kommentare
Nina · 19. Juli 2020 um 2:30
Hallo liebe Tanja, ich würde mich auch sehr über eine Futter – Marken Empfehlung von dir freuen die ohne künstliche Zusätze ist.
Meine Französische Bulldogge kriegt jetzt seit ein Paar Tagen Wolfsblut – Chickeria.
Liebe Grüße
Tanja · 19. Juli 2020 um 12:21
Hallo Nina,
ein sehr guter Hersteller ist die Firma PETfit aus einem kleinen Dorf in Norddeutschland, deren Nahrung wir jetzt seit über 7 Jahren selbst unseren Tieren füttern 🙂
Liebe Grüße
Tanja
Andrea · 13. Februar 2016 um 13:47
Hallo Tanja,
ich hätte gern eine Empfehlung zu einem Hersteller , der seine Tiernahrung so herstellt, wie oben beschrieben.
Ich kaufe bisher Platinum aus dem online-Shop und ausserdem barfe ich öfter.
Was hälst Du von Platinum?
Gruß Andrea
Tanja · 13. Februar 2016 um 17:00
Hallo Andrea,
Barfen mit frischen Nahrungsmitteln ist natürlich das beste, was Du machen kannst. Eine Alternative dazu ist die Tiernahrung der Firma Pet-Fit, eine kleine norddeutsche Metzgerei, die komplett auf jegliche chemischen und künstlichen Zusätze verzichtet und aus diesem Grund auch nur Nassfuttermenüs herstellt.
Wir haben mit der Nahrung im Prinzip die gleiche positive Erfahrung bei unseren Tieren gemacht, wie viele Halter durch die Umstellung auf Rohfütterung.
Die Zutaten, die Platinum verwendet, sind bestimmt schon hochwertiger, als in manchen anderen Futtermitteln, obgleich auch nicht ganz genau beschrieben wird, um welche tierischen Bestandteile es sich handelt. Leider geben sie auch eine ganze Reihe künstlicher Stoffe hinzu und beim Trockenfutter wird mit „Frischfleich“ geworben, das aber durch den Trocknungsprozess auch einen sehr großen Teil der Feuchtigkeit verliert.
Daher ist der Kohlenhydratanteil im Trockenfutter meiner Meinung nach für einen gesunden Hund viel zu hoch und ich würde es, wenn überhaupt, nur als Leckerli zwischendurch verwenden.
Herzliche Grüße
Tanja