Um zu erklären, was Paleo mit der Hunde- und Katzenernährung zu tun hat, ist zum besseren Verständnis eine kleine Einleitung notwendig.

Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit, an einem sehr interessanten Online-Kongress zum Thema „Autoimmun-Erkrankungen bei Menschen“ teilzunehmen. Neurodermitis, Schuppenflechte, Hashimoto, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa oder Multiple Sklerose etc. sind Ihnen bestimmt ein Begriff?

Wie ich erfahren habe, beschränkt sich die schulmedizinische Behandlung dabei immer noch ausschließlich auf die Behandlung von Symptomen und dem Eindämmen eines Fortschreitens der Erkrankung. Eine Heilung einer Autoimmunerkrankung ist bis heute nicht möglich.

Die neusten Erkenntnisse zeigen, dass die Ernährung neben einem guten Umgang mit Stress und einem aktiven, bewegungsreichen Lebensstil bei einer Autoimmunerkrankung eine sehr zentrale Rolle spielt. In sehr vielen Fällen kann die richtige Ernährungsweise zu einer starken Verbesserung der Lebensqualität eines Betroffenen führen.

Auf dem Kongress kamen dazu einige Experten zu Wort, die selbst an einer Autoimmunkrankheit litten und mit Hilfe von Stressbewältigung, eines aktiveren Lebensstils und eben als zentrales Element durch eine bestimmte Ernährungsweise wieder symptomfrei wurden oder zumindest eine sehr starke Verbesserung erlebten, die zu einer nicht mehr gekannten Lebensqualität führte.

Wie sieht der Zusammenhang zwischen der Erkrankung und der Ernährung aus?

In den letzten Jahrzehnten ist es sowohl bei Menschen als auch bei unseren Hunden und Katzen zu einer drastischen Zunahme von ernährungsbedingten Erkrankungen gekommen. Viele Menschen leiden an diversen Stoffwechselerkrankungen und Allergien, die sich im schlimmsten Fall zu einer Autoimmunerkrankung entwickeln können, wobei der Körper sich selbst angreift. Und auch unsere Hunde und Katzen sind davon betroffen.

In jüngster Zeit, also vor wenigen Jahren, hat man festgestellt, dass es trotz der enormen Unterschiede der Symptome der verschiedenen Autoimmunerkrankungen zu über 90 % EINE Gemeinsamkeit gibt:
die Durchlässigkeit des Darms, das sogenannte „Leaky Gut Syndrom“.

Der Darm ist das Bindeglied zwischen der Außenwelt und dem eigentlichen Körperinneren und in ihm befindet sich der größte Anteil des körpereigenen Immunsystems. Damit diese Abwehr problemlos funktioniert, braucht es eine gesunde Darmflora (Mikrobiom), die in einem Gleichgewicht lebt.

Störfaktoren in diesem sensiblen „Ökosystem“ sind z. B. chemische Zusatzstoffe in unserer Nahrung, stark verarbeitete Lebensmittel, ein hoher Zucker- und Stärkeanteil, zu wenig Ballaststoffe, Medikamente (vor allem Antibiotika und bei Tieren zudem chemische Antizecken-, Antiwurm- und Antiflohmittel), mit der Nahrung aufgenommene Umweltgifte, Pestizide usw.

Durch die „Verschiebung “ der guten Keime zu einem ungesunden Darmmillieu kann die Darmwand geschädigt werden. Entzündungsprozesse entstehen und lassen die Darmwand dann irgendwann „undicht“ werden – ein „Leaky Gut Syndrom“ entsteht. Damit wird der Entwicklung einer Allergie und im schlimmsten Fall einer Autoimmunerkrankung im wahrsten Sinne des Wortes Tür und Tor geöffnet. Und das eben nicht nur bei uns Menschen, sondern auch unsere Hunde und Katzen sind immer häufiger davon betroffen.

Welche Aussage mich aber am meisten auf dem Autoimmunkongress fasziniert hat war die, dass mit Hilfe einer bestimmten Ernährungsweise eine sehr starke Verbesserung bis hin zur völligen Symptomfreiheit bewirkt werden konnte. Natürlich musste sie von jedem Betroffenen sehr fein für sich selbst abgestimmt werden. Aber die grobe Richtlinie war die  „Paleo“, also die Steinzeit-Ernährung.

Dadurch haben es Betroffene geschafft, ihren Darm dauerhaft wieder „dicht“ und das Darmmillieu wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. Das wiederum hat sehr dazu beigetragen, dass sich die Symptome der jeweiligen Erkrankung stark verbessert hatten. Sehr viel mehr,  als es mit einer reinen medikamentösen Therapie möglich war.

Zu der Paleo-Ernährung gibt es verschiedene Sichtweisen:

Anthropologische  Sichtweise: Ob etwas „Paleo“ ist oder nicht, bestimmt sich allein daraus, ob es dem „Steinzeitmenschen“ zugänglich war.

Physiologische Sichtweise: Anderen Menschen geht es mehr um aktuelles, wissenschaftliches Gesundheitswissen zu Auswirkungen z.B. von Zucker auf den Metabolismus oder die Hormone und welche negativen und positiven Effekte bestimmte Nahrungsmittel bei regelmäßigem Konsum im Körper auslösen.

Noch andere entwickeln eine intuitive Sichtweise, die Paleo mit allem gleichsetzt, was unsere Großeltern noch als „Essen“ erkannt hätten. Nahrungsmittel in ihrer reinen Form und keine verarbeiteten „Lebensmittel“.

… oder es werden diese Ansätze miteinander vermischt.

Was Paleo aber in seinen Grundzügen ausmacht ist die Tatsache, dass frische Lebensmittel möglichst ohne Chemie verwendet werden. Bei den tierischen Produkten wird auf eine artgerechte Weidehaltung besonderen Wert gelegt, damit die Fleischqualität (bezogen auf die Nährstoffe) optimal ist und das Fleisch nicht mit chemischen Medikamenten belastet ist, wie sie in der Massentierhaltung vielfach zu Einsatz kommen.

Auf Zucker wird möglichst ganz verzichtet und auch stärkereiche Produkte mehr oder weniger vermieden. Es handelt sich insgesamt also zunächst um eine Low carb-Ernährung, die fett- aber auch eiweißreich sein kann. Konkrete Informationen zu Paleo finden Sie hier. Es sollte aber nicht als ein Dogma betrachtet werden, sondern eher als Richtlinie für eine natürliche, gesunde und artgerechte Ernährung.

Deckung des Optimalsbedarfs an Nährstoffen

Ein weiterer Punkt der Ernährung, der den Betroffenen sehr stark geholfen hat, ist die Deckung des optimalen Nährstoffbedarfs aus natürlichen Quellen. Damit unser Körper, und auch der unserer Tiere, optimal funktionieren kann, ist die Deckung des Nährstoffbedarfs enorm wichtig. Dabei spielt es eine bedeutende Rolle, ob die Nährstoffe aus einer natürlichen Quelle stammen oder ob sie synthetisch hergestellt wurden und als Einzelsubstanz, vielleicht noch in einem Vitaminmix oder als Zusatzstoffe in einem Fertigprodukt zu sich genommen werden.

Natürliche Quellen enthalten immer die weiteren benötigten Nährstoffe, sodass sie optimal vom Körper aufgenommen und verwertet werden können. Dabei spielt Vitamin D z. B. eine sehr zentrale Rolle, da es uns kaum möglich ist, unseren Vitamin D-Bedarf zu decken. Auch mit Jod und Selen sieht es nicht so rosig aus.

Was bedeutet das nun für die Ernährung von unseren Hunden und Katzen?

Die Forschung zu der menschlichen Ernährung steckt immer noch in den Kinderschuhen. Es sind z. B. sehr viele Zusammenhänge, die weitere Inhaltsstoffe von natürlichen Lebensmitteln betreffen, z. B. die sekundären Pflanzenstoffe, noch nicht bekannt und bei der Überarbeitung der Empfehlung von längst bekannten Zusammenhängen tun sich die entsprechenden Stellen sehr schwer.

Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass eine Rückkehr zu einer natürlicheren und artgerechteren Ernährung sowohl für den Menschen als auch für unsere Tiere unbedingt notwendig ist, um uns gesund zu erhalten und uns bestmöglich vor äußeren negativen und belastenden Einflüssen schützen zu können.

Für die Hunde- und Katzenernährung bedeutet das, die Mahlzeiten aus den entsprechenden chemiefreien Zutaten in einer artgerechten Zusammensetzung selbst herzustellen, roh oder schonend gegart. Oder man sucht sich einen Hersteller seines Vertrauens, der diese Aufgabe übernimmt.

Es gibt glücklicherweise immer mehr kleine Metzgereien, die diese gesunden Vollkostnahrungen herstellen. Dabei muss es auch nicht das Steak oder Filet sein, das wir für uns verwenden würden. Es gibt genügend sogenannte „Schlachtabfälle“ in Lebensmittelqualität, die für Hunde- oder Katzennahrungen sehr hochwertig sind und auch Muskelfleisch beinhalten, meistens für uns aber nicht „ansehnlich“ genug sind.

Damit meine ich natürlich nicht minderwertiges „Material“, wie z. B. Klauen, Hufe und Federn, das erst chemisch aufbereitet werden müsste, um für die Tiere verwertbar zu sein. Trockenfutter zählt für mich nicht dazu, da es zu stark verarbeitet und mit künstlichen Vitaminen und chemisch gewonnenen Mineralien aufgepeppt wird. Als Leckerli in kleiner Menge ist es ok, aber als lebenslange, dauerhafte Nahrung würde ich es niemandem empfehlen.

Eine Ausnahme wäre für mich ein gefriergetrocknetes Futter. Das sollte aber aus rein natürlichen Zutaten artgerecht nach dem Beutetierprinzip zusammengesetzt sein. Zudem muss dafür gesorgt sein, dass der Hund ausreichend Wasser trinkt. Für Katzen wäre aber auch dieses Futter aufgrund des geringen Flüssigkeitsgehaltes tabu.

Fazit:

Paleo in der Hunde- und Katzenernährung bedeutet für mich, dass man sich wieder mehr an den Ursprüngen orientiert, so wie die Tiere jahrtausendelang gelebt haben. Dazu gehört, dass natürliche Nahrungsmittel möglichst wenig verarbeitet anstelle der industriell hergestellten „Chemiepampe“ oder „Trockenbrocken“ verwendet werden. Dass weiterhin auf eine artgerechte Zusammensetzung geachtet und nicht stark kohlenhydratlastig gefüttert wird, was auch uns Menschen auf Dauer krank macht.

Es ist ein Unterschied, ob ein Hund z. B. Kohlenhydrate aufspalten und verwerten kann und man daher der Meinung ist, ein hoher Kohlenhydratanteil in der Nahrung sei gut für ihn. Oder ob man sich an den Stoffwechselvorgängen im Körper orientiert, weil man weiß, dass ein zu hoher Kohlenhydratverzehr auf Dauer zu Übergewicht, Diabetes und anderen Erkrankungen führen kann. Fette als Energiequelle (bei Katzen können es zudem auch Eiweiße in größerer Menge sein) wären daher die bessere Wahl und Kohlenhydrate nur in einer geringen Menge, vorzugsweise als Ballaststofflieferanten z. B. im Gemüse.

Die Verschiebung eines gesunden Mikrobioms im Darm gehört übrigens ebenso zu den Auswirkungen eines hohen Kohlenhydratverzehrs und im Getreide befinden sich zudem eine Reihe von sogenannten „Antinährstoffen“, welche entzündliche Prozesse fördern und so die Darmwand schädigen können.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Nahrung sehr reich an essentiellen Nährstoffen (Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren und Fettsäuren) ist, um eine optimale Versorgung des Körpers und somit auch eine gute Widerstandskraft gegen äußere negative Einflüsse zu gewährleisten. Bei Nahrungsergänzungen sind, wie oben geschrieben, natürliche Produkte wirkungsvoller als künstliche. Und wer selbst nicht die Zeit hat, sich so intensiv mit der Thematik auseinander zu setzen und die Mahlzeiten selbst zubereiten möchte, dem lege ich wirklich ans Herz, zumindest nach einem guten Hersteller zu suchen oder sich von mir eine gute Empfehlung geben zu lassen.

Auf Ihre Gesundheit und die Ihres Tieres!

Herzlichst,
Ihre Tanja Gerber

 


Tanja

Hallo, ich bin Tanja , zertifizierte Ernährungs- und Diätberaterin ATN für Hunde und Katzen. Auf diesem Blog möchte ich die Zusammenhänge einer natürlichen, artgerechten und gesunden Ernährung anhand verschiedener Ernährungsthemen verständlich erklären und Ihnen die natürliche Ernährung Ihrer Tiere wieder näher bringen. Dabei habe ich mich auf die Beratung mit chemiefreien Naturkostmenüs in Beutetierzusammensetzung spezialisiert, da sich nicht jeder das Wissen für eine selbst zusammengestellte Mahlzeit aneignen möchte oder kann, und es sehr schwer ist, sich in dem Futtermitteldschungel zurecht zu finden.

3 Kommentare

Gabi · 6. Juli 2021 um 16:10

Ich kann es immer noch nicht so ganz verstehen, alle sprechen vom Getreidefreien Futter. Der TA weist auch immer darauf hin. Du schreibst aber wegen der Kohlenhydrate. Wenn ich „getreidefreies“ Futter kaufe, habe mit Kohlenhydraten keine Probleme mehr oder? Kannst Du es mir bitte, erklären.

    Tanja · 6. Juli 2021 um 17:47

    Hallo Gabi,

    Kohlenhydrate sind Einfach-, Zweifach-, Mehrfach- und Vielfachzucker. Darunter fallen z. B. Glucose (Traubenzucker), Frucktose (Fruchtzucker), Saccharose (Haushaltszucker), Laktose (Milchzucker), aber auch Vielfachzucker in Form verschiedener Stärken. Sie spielen als Energielieferant eine Rolle, können aber auch als Ballaststoff (Pflanzenfasern) z. B. für eine gute Darmtätigkeit nützlich sein.

    In Getreiden liegen die Kohlenhydrate in Form von Stärke vor, aber auch Früchte und Gemüse liefern Kohlenhydrate in Form von Zucker und Stärke. Für die Ernährung von Hunden und vor allem von Katzen spielen die Kohlenhydrate als Energielieferant nur eine untergeordnete Rolle, da der Körper in der Lage ist, benötigte Kohlenhydrate aus Fetten und Eiweißen selbst herzustellen. Vor allem Fette, bei Katzen zusätzlich die Eiweiße, sind die Energielieferanten Nummer eins.

    Eine getreidefreie Nahrung wird deshalb oft empfohlen, da es sich bei Getreide oft um hochgezüchteten Weizen handelt, der sehr glutenhaltig ist. Gluten ist ein Eiweiß, dass in Verbindung gebracht wird mit der Entstehung von Darmproblemen, Nahrungsunverträglichkeiten und Allergien. Neben dem Gluten sind aber noch andere Stoffe im Getreide enthalten, die auf Dauer ungünstig für die Darmgesundheit sein können. Zudem enthält es sogenannte antinutritive Stoffe, die Mineralstoffkomplexe bilden, die nicht mehr von Körper verwertet werden können.

    Es gibt aber auch sogenanntes „Pseudogetreide“ wie z. B. Amaranth, Quinoa etc., das kein Gluten enthält. Kartoffeln, Karotten, anderes Gemüse und Obst enthalten aber auch Kohlenhydrate, Reis ebenfalls, und daher ist es gut, wenn man darauf achtet, dass das auch dieser Anteil nicht zu hoch in der Tiernahrung enthalten ist.

    Ich hoffe, es ist jetzt ein wenig klarer geworden 🙂

    Liebe Grüße
    Tanja

Christine Pleiner · 9. Oktober 2017 um 10:44

Liebe Tanja,
danke für diesen wichtigen Artikel. Es ist in der Tat sehr essentiell, sich mit dieser Art der Ernährung zu beschäftigen, denn unsere Nahrung ist die Basis zur Gesunderhaltung bzw. zur Heilung unseres Körpers und selbstverständlich auch des Körpers unserer Tiere. Es heißt ja nicht umsonst, „deine Nahrung sei deine Medizin“, denn nur aus gesunder, natürlicher Nahrung kann der Organismus die Nährstoffe ziehen und entsprechend verwerten, die er benötigt, um richtig gut „zu funktionieren“. Wie gesagt, gute, möglichst ursprüngliche, chemiefreie und auch im ethischen Sinne energiereiche Nahrung, frei von synthetischen Zusätzen, entspricht dem eigentlichen Grundsatz von „Lebensmittelqualität“ und nur, wenn das Zusammenspiel von Naturprodukten (mit entsprechender Haltungs- und Tötungsform), Produktion und Verarbeitung (schonende Verfahren zur Erhaltung von Vitaminen, Mineral- und Nährstoffen) und kategorischer Verzicht auf Chemie, Zucker, Konservierungsstoffe, etc. gewährleistet sind, ist es möglich, von Nahrung zu sprechen, die den Organismus wirklich „nährt“, so dass er optimal arbeiten kann und auch im Stande ist, Defizite, Krankheiten, Umweltgifte zu kompensieren, entgiften oder zu heilen. Denn wie ein anderer sehr wahrer Satz ja besagt „in einem gesundem Körper wohnt ein gesunder Geist“ und da alle Lebewesen Körper, Geist und Seele vereinen, ist es so unendlich wichtig, dass die Basis, also die Nahrung so gut und natürlich wie nur möglich ist! Ich habe selbst sehr lange gesucht, bis ich fündig wurde und kann die Firma Paneon als u.a. Hersteller von natürlicher Hunde- und Katzennahrung und einem Vitalkonzept für Menschen von ganzen Herzen empfehlen. Für die, die es interessiert, hier der Link zur Firma: https://paneon.net/ . Für weitere Info und Hilfestellung kann man sich auch gerne an mich wenden. Danke fürs Lesen – allen eine gute Zeit!

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