Da unsere Hunde, ganz gleich, ob kleine, mittlere oder große Rassen, und die heutigen Wölfe gemeinsame Vorfahren hatten, gibt es meiner Meinung nach nur eine artgerechte Zusammensetzung des Futters, nämlich die, die der Ernährung des freilebenden Wolfes in ihrer Zusammensetzung sehr nahe kommt.
Die Nahrung des Wolfes besteht zu über 95 % aus verschiedenen Beutetieren, je nachdem in welcher Region er sich aufhält und was er dort an Tieren vorfindet. Weiterhin gehören Aas und verschiedene Beeren, Wildobst, Kräuter und Gräser zu seiner Nahrung, die ihm allerdings nur zu bestimmten Jahreszeiten zur Verfügung stehen und somit mengenmäßig nicht sehr groß ausfallen.
Aus welchen Grund wird dann heute ein so großer Kohlenhydratanteil (aus Getreide, Kartoffeln, Nudeln, Reis, etc.) an unsere Hunde verfüttert?
Die Antwort ist einfach: Kohlenhydrate sind für die Futtermittelhersteller eine billige Energiequelle und das Verdauungssystem des Hundes kann seine Enzymproduktion an die vermehrte Kohlenhydratzufuhr bis zu einem gewissen Grad anpassen.
Glukose (ein Kohlenhydrat, Einfachzucker und Abbauprodukt der Stärke) ist zwar wichtig zur Energiegewinnung von Hund, Katze und Mensch, aber Hunde und Katzen sind sehr gut in der Lage, aus Eiweißen und Fetten Glukose herzustellen! Das Verdauungssystem von Hunden und Katzen ist sogar sehr darauf spezialisiert, vor allem Fette und zum Teil auch Eiweiße (besonders bei der Katze) zur Energiegewinnung zu nutzen.
Allerdings sind Kohlenhydrate, wie schon gesagt, eine billige Variante für die Futtermittelhersteller den Hunden eine Energiequelle zu liefern – mehr nicht! Wölfe nehmen Kohlenhydrate aus Obst und Beeren zu sich und auch der Magen- und Darminhalt ihrer Beutetiere enthalten Kohlenhydrate – aber schon in vorverdauter Form. Ballaststoffe (auch eine Art von Kohlenhydraten) sind natürlich für eine gesunde Darmflora und Verdauung wichtig, aber davon benötigt der Wolf und somit auch der Hund nur eine kleine Menge.
Reine Stärke, wie sie in ungekochtem/ungegartem Getreide, Reis, Nudeln etc. vorkommt, ist für den Hund so gut wie nicht verwertbar. Sie muss erst durch Hitze in ihrer chemischen Struktur verändert werden, damit der Hund sie verdauen kann.
Schließlich darf auch nicht vergessen werden, dass Hunde im Vergleich zu Menschen einen Großteil Vitamine der wasserlöslichen B-Gruppe und Vitamin K im Dickdarm mithilfe von Bakterien und Vitamin C in der Leber selbst herstellen können – Menschen nur bedingt und Vitamin C gar nicht mehr. Die Fähigkeit, Vitamin C zu bilden, ist uns vor sehr langer Zeit verloren gegangen.
Folgende Futtermittel kommen für eine artgerechte Fütterung in Frage:
- Muskelfleisch (Kopffleisch, Backenfleisch, Maulfleisch, Zunge, Herz, Magen)
- Innereien (Leber, Niere)
- Pansen und Blättermagen
- wenig bindegewebsreiche und knorpelige Schlachtabfälle (Lunge, Euter, Milz, Därme, Genitalien, Ohren, Sehnen, Schwarten, Grieben, Knorpel, Speise- und Luftröhre, etc.)
- tierische Fette
- Fisch und Fischöl
- Milchprodukte, die nur einen geringen Anteil an Milchzucker besitzen (Quark, Hüttenkäse, Joghurt, Kefir)
- Obst und Gemüse in kleiner Menge (nur bestimmte Sorten, da manches giftig ist)
- Reis, Getreide und Gräser, Kartoffeln und Nudeln mit Hitze behandelt zum Aufschluss der Stärke nur in einer sehr kleinen Menge
- Knollen, Wurzeln, Samen, Saaten und Kräuter (nur bestimmte Sorten, da manches giftig ist) in sehr kleiner Menge
- rohe Knochen und Knorpel
Der tierische Futtermittelanteil ( Fleisch und Nebenprodukte) sollte bei einer artgerechten Ernährung für den Hund einen Mindestanteil von 65 % ausmachen, wobei darauf geachtet werden sollte, dass der Anteil an bindegewebsreichen Schlachtabfällen nicht übermäßig ist, da die Verdaulichkeit und die Eiweißqualität nicht so hoch ist wie im Muskelfleisch.
Das bedeutet, dass bindegewebsreiches Material nicht so gut aufgespalten wird und somit ein Teil unverdaut bis in den Dickdarm gelangt, um dort von den Bakterien zersetzt zu werden. Das wiederum führt zu übelriechenden Gasen, einer verstärkten Bildung von ungünstigen bis giftigen Stoffen und Ammoniak, was bei längerer Fütterung zu einer starken Belastung der Leber und Nieren führt.
Weiterhin wird durch eine Veränderung des pH-Wertes im Dickdarm die Vermehrung ungünstiger Bakterien gefördert, welche die „guten“ Bakterienstämme verdrängen und Giftstoffe produzieren.
Auf längere Sicht gesehen können sich dadurch starke gesundheitliche Probleme entwickeln, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht mit dem Futter in Zusammenhang bringen würde.
Auch ein hoher Kohlenhydratverzehr, vor allem wenn es sich um schwer verdauliche Stoffe handelt wie Hülsenfrüchte, Sojabohnen oder „rohe“ Stärke aus diversen Quellen, bewirkt eine Fehlverdauung und im Dickdarm entstehen ebenfalls übelriechende Gase. Weiterhin wird durch einen hohen Kohlenhydratverzehr die gesunde Darmflora gestört, da sich vermehrt „schlechte“ Bakterien und Pilze ausbreiten, welche Kohlenhydrate als Nahrung nutzen. Milchzucker wird von ausgewachsenen Hunden meist nicht mehr gut vertragen und sorgt ebenfalls für starke Verdauungsbeschwerden.
Zur Art der Futterzubereitung habe ich folgende Punkte anzumerken:
Die Verwendung von Trockenfutter würde ich nur in Ausnahmefällen und nicht auf Dauer befürworten, da es sich, auch wenn die Einzelkomponenten durchaus aus hochwertigen Nahrungsmitteln bestehen können, immer um ein stark verarbeitetes Produkt handelt, das nicht ohne künstliche Zusätze auskommt.
Für uns Menschen ist die Handhabung zwar sehr einfach und angenehm, aber es geht hier um die artgerechte Fütterung unserer Tiere, die meiner Meinung nach nicht dauerhaft durch Trockenfutter zu leisten ist.
Trockenfutter ist vergleichbar mit einer „Instant-Tütensuppe“ oder einem „Shake“ als Mahlzeit, denen alle fehlenden Nährstoffe künstlich hinzugefügt wurden.
In Deutschland sind es eher die „kleinen“ Futtermittelhersteller, die „Dosenfutter“ in einer sehr guten, hoch verdaulichen, artgerechten Zusammensetzung anbieten, in Lebensmittelqualität und völlig ohne jegliche Zusatzstoffe. Durch das schonende Garen mit dem Dampfdruckgarverfahren bleibt ein großer Anteil der natürlichen Vitamine erhalten und die Eiweißbestandteile werden dadurch etwas verdaulicher.
Weiterhin kann natürlich auch für den Hund gekocht oder die Hunde gebarft werden. Das setzt aber eine gewisse Kenntnis des Halters in der Ernährung des Hundes voraus, damit das Futter im richtigen Verhältnis zusammengestellt wird. Dafür gibt es aber schon unzählige Rezepte und Anleitungen, sodass ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehe.
Wichtig ist bei der Auswahl der Einzelzutaten, das sie eine hohe Qualität besitzen. Bei tiefgefrorenen Komponenten ist ebenfalls mit einem kleinen Vitaminverlust zu rechnen, Enzyme werden sowohl durch Hitze wie auch durch Kälte zerstört und allgemein kann man sagen, das die Qualität immer von dem „Ausgangsmaterial“ abhängt.
Das heißt, werden Produkte eines Tieres verwendet, das aus einer Massentierhaltung stammt und ebenfalls nicht artgerecht gefüttert wurde und zur Vorbeugung von Krankheiten oder zum schnellen Wachstum Medikamente bekam, werden sie keine gute Qualität haben.
Das gleiche gilt für Obst und Gemüse, wenn es gespritzt wurde, unreif geerntet wurde, überlagert wird etc. …
Fazit:
Wer sein Tier artgerecht und gesund ernähren möchte, sollte sich neben der Zusammensetzung des Futters auch Gedanken über die Herkunft der Bestandteile machen, sowie sich für eine Fütterungsweise entscheiden, die nicht aus stark verarbeiteten Produkten besteht (wie Trockenfutter), denen man eine ganze Reihe von künstlichen Zusatzstoffen zugeben muss, damit der Nährstoffbedarf des Tieres gedeckt wird.
Letztendlich sieht man eine optimale Fütterung seinem Tier ganz deutlich an: Ist es lebensfroh und agil, hat es weiches, glänzendes Fell, ein normales Körpergewicht, scheidet es nur eine kleine Mengen gut geformten Kot aus (ist ein Zeichen für die gute Verdaulichkeit des Futters) und hat es keine Entweichung von übelriechenden Gasen und keinen extremen Körpergeruch?
Wenn Sie diese Fragen mit „ja“ beantworten können, sind Sie auf dem richtigen Weg.
Es gibt natürlich auch Hunde, die erblich vorbelastet sind und trotz guter Fütterung Probleme entwickeln. Das ist aber nur bei ca. 5 Prozent aller Hunde der Fall und häufig entstehen gesundheitliche Probleme erst nach jahrelanger Fehlernährung, die dann mit dem Futter nicht mehr in Verbindung gebracht werden.
Neuere Erkenntnisse zeigen auch einen Zusammenhang zwischen schlechter Ernährung von Muttertieren und deren Nachkommen, bei denen über mehrere Generationen hinweg ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Allergien besteht. Näheres dazu schreibe ich in einem anderen Beitrag.
Bei der Katze gibt es einige Unterschiede und Besonderheiten in der Ernährung, auf die ich in meinem nächsten Beitrag eingehen möchte 🙂 .
4 Kommentare
Phil · 7. Dezember 2017 um 13:20
Hallo Tanja,
wow, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort und dass Du Dir die Zeit dazu genommen hast, sehr hilfreich! Du konntest total weiterhelfen!
Genau, würden jetzt auf 2 Mahlzeiten pro Tag reduzieren, und morgens Trockenfutter, abends Barf füttern. Auf die 20 % Kohlenhydrate bin ich in Deinem Rechner auch gekommen, wobei Du ja schreibst, dass 10% + – 5% ideal wären. Aber ist mit einem Trockenfutter wohl kaum zu schaffen, oder? Wahrscheinlich sind 20% Kohlenhydratanteil für ein TF ziemlich gut im Vergleich, oder? Zudem denke ich, dass die Kartoffel als Quelle auch besser als Weizen sein wird, rein vom Gefühl her.
Also meinst Du Sie bekommt insgesamt dann nicht zu viel Protein, wenn wir Abends noch barfen? Habe mich gestern mit dem Besitzer unseres Barfladens ziemlich verquatscht, was aber sehr interessant war. Er hat unter anderem gemeint, dass in Barf nur 20% Protein enthalten ist, was mich wirklich überrascht hat.
Werden das jetzt mit diesem Trockenfutter erstmal weiter versuchen. Ihr Stuhl war dunkler und härter, aber auch weniger als sonst, was ja wieder für eine gute Verwertung sprechen könnte. Das jetzige Trockenfutter ist auch viel dunkler als das, was wir vorher hatten, wahrscheinlich kommt die Farbe auch daher.
Aber damit ich Dich abschließend richtig verstehe. Du würdest dazu raten am besten komplett zu barfen, oder? Bzw. Alternativ eher zu hochwertigem Dosennassfutter + Barf tendieren als TF, richtig?
Das Teilbarfen an sich siehst Du aber nicht kritisch? Also zumindest solange man dem Hund genügend Verdauungszeit zwischen den verschiedenen Mahlzeiten lässt?
Ach sorry, noch eine Kleinigkeit, welche mich beschäftigt. Warum reduziert man ab einem Jahr die Mahlzeiten, und was wäre hier Dein Favorit? 2 mal pro Tag morgens und abends, oder gar nur einmal, und falls ja wann?
Nochmals danke und Grüße aus Berlin,
Phil
Tanja · 7. Dezember 2017 um 20:02
Hallo Phil,
habe schon angefangen, Dir eine Antwort auf Deine Fragen zu schreiben. Es wird wahrscheinlich ein längerer Text, daher schicke ich ihn Dir morgen lieber per Email. Es würde hier auf der Webseite den Rahmen sprengen 🙂
Viele Grüße,
Tanja
Phil · 6. Dezember 2017 um 15:37
Hallo Tanja,
habe jetzt 2 Deiner Artikel zur richtigen Hundeernährung gelesen, wirklich sehr interessant und für mich auch schlüssig vom Wolf auszugehen.
Muss zugeben, bin eher „Neuling“ auf dem Gebiet. Unsere Hündin ist jetzt fast ein Jahr und wir haben Sie bis jetzt teilgebarft, 2 x täglich Trockenfutter, Abends Barf aus dem Barfladen unseres Vertrauens. Kann Deine Einstellung gegenüber Trockenfutter nachvollziehen, allerdings ist es auf Reisen etc. einfach praktikabel wie Du ja auch schreibst.
Wollen jetzt mit „Adult“ Futter beginnen und idealerweise auch mit dem Teilbarfen weitermachen, weil Sie bisher alles super vertragen hat und sich gut entwickelt hat ohne Übergewicht und den von Dir oben genannten Anzeichen. Haben uns jetzt eigentlich gestern für das REAL NATURE WILDERNESS Pure Country Adult Huhn mit Fisch Trockenfutter entschieden, da dieses aus aus 70% hochwertigem Huhn und / oder Fisch, 30% Obst, Gemüse und Kräutern und 0% Getreide besteht. Wie ist Deine Einschätzung hierzu? Wie gesagt würden wir das Barfen gerne beibehalten bzw. bei Reisen o.ä. auf Dosennassfutter zurückgreifen, haben jedoch teilweise gelesen, dass der Proteingehalt nicht über 25% liegen sollte. Da im Barf ja auch viel Protein enthalten ist, sind wir jetzt doch verunsichert, ob unsere Wahl die richtige war, oder wir doch lieber nochmals umstellen sollten.
Schon einmal lieben Dank Dir und weiter so!
Tanja · 6. Dezember 2017 um 17:50
Hallo Phil,
es freut mich, dass Dir meine Artikel gefallen. Ja , mit Trockenfutter habe ich wirklich ein Problem, wenn es ausschließlich gefüttert wird. Die meisten Trockenfutter sind sehr stark verarbeitet, haben oft einen viel zu hohen Kohlenhydratanteil und viele künstliche Zusatzstoffe.
Da Ihr zumindest eine Mahlzeit frisch füttert, finde ich es bei Euch nicht ganz so tragisch. Das Real Nature Wilderness Pure Country Adult Huhn mit Fisch Trockenfutter enthält zum größten Teil natürliche Zutaten und auch einen moderaten Kohlenhydratanteil. Wenn man von einer Feuchtigkeit von 10% ausgeht, würden 20 % der Energie aus Kohlenhydraten stammen, 34 % aus Eiweißen und 45 % aus Fetten. Der Eiweißanteil macht dabei ungefähr ein Drittel aus und ist nicht zu hoch.
Man muss dabei natürlich auch auf die Eiweißquelle schauen, denn wenn viel Bindegewebe, Knorpel etc. in dem Futter enthalten wäre, würde in dem Fall das Eiweiß nicht gut verwertet und im Dickdarm von den Bakterien weiter zersetzt werden. Das kann auf Dauer den Körper belasten und zu Problemen führen.
Da in diesem Futter aber ein Großteil Muskelfleisch enthalten ist, ist hier nichts zu befürchten.
Es gibt aber mittlerweile Trockenfutter, die nicht erhitzt, sondern sehr nährstoffschonend gefriergetrocknet werden. Von Fresco gibt es z. B. so ein Futter und nennt sich „Trockenbarf“. Dabei wird eine frische Barfration gefriergetrocknet, die natürlichen Nährstoffe bleiben weitestgehend erhalten und man kommt bei diesem Futter daher ohne künstliche Zusätze aus.
Ich habe es selbst noch nicht ausprobiert, da ich generell kein Trockenfutter verwende, aber ich denke, es ist zumindest eine gute Alternative zu den herkömmlichen Trockenfuttern.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen 🙂
Alles Gute und liebe Grüße,
Tanja