In diesem Beitrag gehe ich auf die genaue Zusammenstellung des Futters unserer Bella ein, die sich in einem frühen Stadium einer chronischen Niereninsuffizienz befindet.
Die Vorgeschichte können Sie in dem Beitrag „Erfahrungsbericht: Beginnende Niereninsuffizienz bei unserem Hund Teil 1“ nachlesen.
Unser Kater hatte den gleichen medizinischen Befund, wie die Bella und ich hatte damals letztendlich instinktiv die richtige Nahrung ausgewählt – ein qualitativ hochwertiges und leicht verdauliches Nassfutter mit einem hohen Fleischanteil und einem Minimum an Kohlenhydraten, da Katzen Kohlenhydrate in der Regel sehr schlecht verdauen können.
Da ich zu der Zeit, als CNI bei der Bella diagnostiziert wurde, meine Ausbildung zur Ernährungs- und Diätberaterin an der Akademie für Tiernaturheilkunde ATN begonnen hatte, konnte ich mir natürlich das Wissen um eine artgerechte, gesunde Fütterung von Hunden und Katzen im Detail aneignen und bekam auch die genauen Informationen für die Nahrungszusammenstellung bei chronischer Niereninsuffizienz bei Hunden und Katzen.
Bevor ich nun auf die genaue Fütterungsweise von Bella zu sprechen komme, möchte ich zunächst ganz allgemeine Dinge zur Fütterungsempfehlung bei niereninsuffizienten Hunden kommen.
Allgemeine Ernährungsempfehlungen bei beginnender CNI bei Hunden
Zunächst kommt es erst einmal darauf an, sehr hochverdauliche Nahrungsbestandteile zu verwenden. Das bedeutet, dass die tierischen Produkte möglichst wenig Bindegewebe enthalten, von natürlicher Herkunft sind und Lebensmittelqualität besitzen.
Wenig bis kein Bindegewebe enthalten folgende tierischen Produkte:
Muskelfleisch, Leber, Niere, Herz, Milchprodukte, gekochtes Ei (kein Bindegewebe), Mägen und Vormägen (wenig Bindegewebe)
Bindegewebsreiche Schlachtabfälle sind dagegen:
Lunge, Euter, Speiseröhre, Därme, Ohren, Knorpel, Grieben, Sehnen, Genitalien, etc.
Sie haben durch ihre spezielle Eiweißstruktur (Tertiärstruktur) eine deutlich geringere Verdaulichkeit und die Aminosäurezusammensetzung, mit der die Wertigkeit des Eiweißes bestimmt wird, ist ebenfalls nicht so günstig. Da bindegewebsreiche Schlachtabfälle schlechter verdaut werden, gelangen sie zu einem nicht unerheblichen Teil in den Dickdarm.
Dort werden sie von den Bakterien weiter zersetzt und es entstehen dabei übel riechende, reizende Gase und schädliche Stoffe, die zu Entzündungen führen können. Der Darm wird dadurch durchlässig für Giftstoffe, die normalerweise mit dem Kot ausgeschieden werden sollen. Gelangen diese Stoffe nun in die Blutbahn, werden die inneren Organe belastet, vor allem die Leber und die Nieren. Weiterhin fördern diese unverdauten Eiweißstrukturen ein starkes Wachstum von „schlechten“ Darmkeimen, das ebenfalls zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Aus diesen Gründen sollten bindegewebshaltige Schlachtabfälle nur selten verfüttert bzw. selten als Kauartikel verwendet werden.
Da tierische Nahrungsbestandteile in der Regel einen höheren Phosphatanteil aufweisen, bietet es sich an, die tierische Nahrung mit hochverdaulichen Kohlenhydraten, die wenig Phosphat enthalten, und hoch verdaulichen Fetten zu ergänzen, um den Gesamtgehalt an Phosphaten in der Ration zu senken.
Dazu eignen sich nur gekochte Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Reis, Möhren und Nudeln. Durch die Hitzeanwendung wird die enthaltene Stärke verdaubar gemacht.
Als Fettzugabe ist darauf zu achten, dass sich ein Teil möglichst um eine gute Omega-3-Quelle handelt, wie z. B. Fischöl. Omega-3-Fettsäuren haben eine anti-entzündliche Wirkung und verbessern die Fließfähigkeit des Blutes, also ideal bei einer chronischen Niereninsuffizienz. Es sind durch den hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren aber Höchstmengen zu beachten. Der andere Teil kann zur Energiegewinnung aus tierischem Fett, z.B. Geflügelfett oder Rindertalg bestehen. Natives Kokosöl in Bioqualität ist ebenfalls ein hochverdauliches Fett. Wichtig ist aber auch bei der Fettzugebe die Abwechslung, da die verschiedenen Fette ganz unterschiedliche Fettsäuremuster enthalten.
Während eine starke Reduktion des Eiweißgehaltes mittlerweile sehr umstritten ist und keine erkennbare Verbesserung oder Auswirkung auf eine weitere Zerstörung der Nierenkörperchen zeigt, kann durch die Verminderung des Phosphatgehaltes eine „Hyperphosphatämie“ vermieden werden. Ein unausgeglichener hoher Phosphatspiegel im Blut hat Folgen für den Kalziumstoffwechsel, somit auch für den Knochenbau und führt zu einer Demineralisation der Knochen und zu einem Verlust an Knochenmasse.
Empfehlung der täglichen Phosphatzufuhr
Die Empfehlung der täglichen Phosphat-Zufuhr liegt bei maximal 45 mg pro Kilogramm Körpergewicht (Quelle „Ernährung des Hundes“, Helmut Meyer u. Jürgen Zentek, 7. Auflage)
Das bedeutet, dass ein 10 kg schwerer Hund z.B. 450 mg Phosphat am Tag zu sich nehmen darf und ein Hund mit 15 kg Körpergewicht 675 mg.
Meine Vorgehensweise bei der Nahrungszusammenstellung bei Bella:
Unsere verwendeten Menüs, die sowieso schon von sehr guter Qualität sind, habe ich nun genau auf die Zusammensetzung hin geprüft.
Das funktioniert natürlich nur, wenn es eine Volldeklaration auf dem Futtermitteletikett mit einer genauen Mengenangabe der einzelnen Bestandteile gibt. Alles andere macht keinen Sinn, wenn Sie das Futter selbst zusammenstellen möchten und ich rate dringend davon ab, wenn Sie nicht ganz genau erkennen können, was in dem Futter enthalten ist. Sie sind sonst auch nicht in der Lage, die Nahrung nach den oben beschriebenen Kriterien beurteilen zu können.
Alle Sorten haben einen hohen Fleischanteil von über 65 %, variieren aber in den einzelnen Bestandteilen.
Für sehr empfindliche Hunde gibt es ein Menü, das kaum Bindegewebe und schon eine kleine Menge an Kartoffeln und Möhren enthält. Für mich kamen zwei Menüs unseres Herstellers für eine „Nierendiät-Mischung“ in Frage.
Eine weitere wichtige Angabe auf dem Futtermitteletikett ist der Phosphatgehalt unter den analytischen Bestandteilen.
Bei Futter 1 stand „0,25 % Phosphor“. Das bedeutet, dass in 100 Gramm des Nassfutters 0,25 g bzw. 250 mg Phosphat enthalten sind.
Da pro kg Körpergewicht des Hundes maximal 45 mg Phosphat aufgenommen werden darf, errechnet man zunächst den maximalen Phosphatgehalt:
Körpergewicht in kg x 45 mg
Bei Bella sah das wie folgt aus: 16 (kg) x 45 mg = 720 mg
Das bedeutet, dass Bella maximal 720 mg Phosphat am Tag zu sich nehmen darf.
Wohl gemerkt, es handelt sich hier um ein frühes Stadium der chronischen Niereninsuffizienz. Ist sie weiter fortgeschritten, oder sind selbst bei reduzierter Phosphatzufuhr die Blutwerte zu hoch, muss unbedingt mit dem Tierarzt die weitere Behandlung abgesprochen werden.
Im weiteren Schritt wird nun die Futtermenge berechnet, die den maximalen Phosphatwert besitzt:
720 mg : 250 mg (Phosphatgehalt pro 100 g Futter) = 2,88
2,88 ist nun der Faktor, den wir mit 100 g multiplizieren (2,88 x 100 g = 288 g), um die tägliche Futtermenge zu berechnen. Bella darf von diesem Nassfutter nun 288 g fressen.
Die empfohlene Futtermenge des Herstellers sind für ihr Gewicht ca. 400 g. Damit sie dennoch genügend Energie bekommt, habe ich den „Rest“ mit einer Reis-Möhren-Flockenmischung (85% Reis, 15 % Möhren)“ ergänzt und ihr zu einer Mahlzeit 1 Teelöffel Lachsöl dazu gegeben.
Bei der Reis-Möhren-Mischung handelt es sich um Flocken, die mit heißem Wasser 15 Minuten quellen müssen, bevor sie mit dem Futter gemischt werden. Dafür habe ich ca. 30 Gramm Flocken genommen, und auf ca. 150 g mit heißem Wasser aufgefüllt. Natürlich kann man auch selbst gekochten Reis (weiß, geschält, keinen Naturreis) und Möhren verwenden.
Da Möhren und Reis natürlich auch eine geringe Phosphatmenge enthalten, habe ich von dem Nassfutter anstatt 288 g nur 250 g für eine Tagesmischung genommen und den Rest mit Reis-Möhren auf ca. 400 g aufgefüllt.
Ist Ihr Hund sehr aktiv und benötigt eine größere Energiemenge, kann die Reis-Möhren-Mischung noch etwas erhöht werden oder/und um etwas mehr Fett ergänzt werden. Bei den Omega-3-Fettsäure-haltigen Ölen sollte aber auf die Maximaldosis geachtet werden. Besser wäre in dem Fall ein weiteres Fett, z.B. Schmalz zu verwenden, um mehr Energie zu bekommen.
Mit dem 2. Menü, das nur 0,2 % Phosphat enthält, also 200 mg auf 100 g Futter, bin ich genauso verfahren.
WICHTIG: Eine zusätzliche Gabe einer Vitamin/Mineralstoffmischung hängt ganz von der Bedarfsdeckung des Menüs ab und muss immer im Einzelfall betrachtet werden.
Fütterungspraxis:
Die hergestellte Futtermischung sollte auf 3 Mahlzeiten am Tag verteilt werden, damit der Harnstoffwert im Blut nach der Fütterung nicht so stark ansteigen kann. Weiterhin ist es wichtig, dass der Hund sehr viel trinkt, um die Harnkonzentration etwas zu senken. Dazu gebe ich Bella immer etwas warmes Wasser in das Futter, sodass sie es breiig frisst.
Wichtig: regelmäßige Blutuntersuchungen eures Tierarztes sind auch bei dieser Fütterung unerlässlich. Durch die verminderte Nierenleistung kann es z.B. zu einem Mangel an verschiedenen Vitaminen und einem Mehrbedarf kommen. Betroffen sind davon die B-Vitamine, Vitamin A und D, die ggf. durch Nahrungsergänzungen dem Hund zugefügt werden müssen, wenn der normale Gehalt in der Nahrung nicht mehr ausreicht. Der Mineralstoffhaushalt darf ebenfalls nicht gestört sein, da Mineralien an einer Vielzahl von Regulationsmechanismen im Körper beteiligt sind und sollte regelmäßig überprüft werden.
Diese Futtermischung hat nun folgende Eigenschaften:
- auf das Körpergewicht abgestimmter Phosphatgehalt
- besteht aus reinen natürlichen Bestandteilen, ohne jegliche Zusatzstoffe, welche die Nieren belasten könnten
- sehr hohe Verdaulichkeit und dadurch wenig „Abfallprodukte“
- der im Nassfutter enthaltene hohe Eiweißanteil wurde durch Zusatz der Kohlenhydrate und dem Lachsöl gesenkt, sodass weniger Abbauprodukte des Eiweißes über die Nieren ausgeschieden werden; trotzdem ist immer noch genügend Eiweiß für den täglichen Bedarf enthalten (dieser Punkt ist ebenfalls wichtig, da es bei einem Eiweißmangel zu Störungen des Immunsystems kommt und Muskelmasse abgebaut wird)
- diese Mischung kann noch weiter variiert werden, bzw. der Reis-Möhren-Anteil könnte noch weiter erhöht werden, ein weiteres Fett kann zur Energieerhöhung verwendet werden
- evtl. ist eine zusätzliche Gabe von Vitaminen/Mineralien notwendig, das hängt ganz davon ab, ob die verringerte Menümenge den Bedarf noch decken würde oder ob durch die eingeschränkte Nierenleistung ein Mehrbedarf an bestimmten Nährstoffen besteht
- durch die Natürlichkeit ist das Futters sehr schmackhaft und wird sehr gut akzeptiert, ohne das spezielle Aromen oder Geschmacksstoffe vorhanden sind oder zugefügt werden müssen
Fazit:
Wie Sie in meinem Erfahrungsbericht gesehen haben, gibt es eine Alternative zur kommerziellen Nierendiät im frühen Stadium, die allerdings eine Gewissenhaftigkeit bei der Zusammenstellung bzw. Auswahl der Bestandteile voraussetzt. Daher empfehle ich, auf jeden Fall eine Fachkraft zu Rate zu ziehen. Unter Umständen müssen außer dem Phosphatgehalt der Harnsäure- und/oder der Harnstoffgehalt noch mit berücksichtigt werden.
Bella kommt mit dieser Fütterung bestens zurecht und braucht bisher noch keine Medikamente oder Nahrungsergänzungen. Sie ist ihrem Alter entsprechend fit und fühlt sich wohl. Die dreimalige Fütterung am Tag ist für sie ein kleines Highlight, da sie es sehr gerne frisst.
Wir hoffen, dass wir noch lange ihre Lebensqualität erhalten können und natürlich werde ich in Abständen immer mal wieder von ihr auf diesem Blog berichten. Dieses Thema liegt mir persönlich sehr am Herzen und wenn Sie noch spezielle Fragen haben, schreiben Sie mir gerne eine Email: Tanja [at] 4Pfoten-Welt [dot] de
4 Kommentare
Krawinkel Beate · 18. März 2024 um 14:27
Meine Jana ist 3 1/2 Jahre alt ihre Nierenwerte sind Leucht erhöht. Nun meine Frage. Kommt Jana it 20 g wertvollem Protein aus, ohne dass ein Eiweissmangel auftritt? Darf man ihr zwischendurch mal eine halbe Vitakraft Wurst Rind, Huhn oder Fisch ) geben,♀️
Tanja · 19. März 2024 um 17:17
Hallo Beate,
leider haben Sie nicht mit angegeben, wie schwer die Jana ist, denn die Eiweißmenge wird pro Kilogramm Körpergewicht berechnet.
Mittlerweile gibt es bei einer beginnenden CNI mit leicht erhöhten Werten eine andere Vorgehensweise, als ich in meinem Artikel mit der Bella beschrieben habe.
Ist der Phosphatwert in der Blutanalyse im normalen Bereich, braucht er in der Ration noch nicht gesenkt werden. Das bedeutet, dass man das Futter nicht mit zusätzlichen Kohlenhydratgaben strecken muss, um den Phosphatgehalt zu senken.
Wichtig dabei ist, dass das Futter auf jeden Fall hoch verdauliches Eiweiß enthalten sollte, um die Nieren nicht zu belasten. Also wenig Knorpel und Bindegewebe. Auch auf Kauartikel sollte man eher verzichten.
Ich hoffe, die Infos helfen Ihnen weiter 🙂
Liebe Grüße und alles Gute,
Tanja
ozelot sabine · 2. Juli 2018 um 16:16
Ich habe doch noch Ihre 3 Teile über Nieren gefunden.
Werde es gleich ausführlich lesen.
LIebe Grüße von Saphira-Zaubermaus und Frauchen
Tanja · 2. Juli 2018 um 17:15
Ja, alles klar. Habe Ihre Email auch gerade bekommen und werde Ihnen gleich antworten.
Liebe Grüße,
Tanja