… die Beste ist“

Dieses Zitat in der Überschrift oder „Mein Hund bekommt das, was er verträgt, was er gerne frisst und womit es ihm gut geht“ lese ich sehr häufig in verschiedenen Foren und Gruppen in den sozialen Medien im Internet.

Kann man eine gesunde Ernährung des Hundes wirklich anhand dieser vier Faktoren festlegen: „gut vertragen“, „gerne fressen“, „ihm geht es mit dieser Nahrung gut“ und „jeder weiß selbst am besten, welche Nahrung gut für seinen Hund ist“?

Gehen wir die einzelnen Punkte einmal der Reihe nach durch und schauen, was sich hinter diesen Aussagen verbirgt. Damit es keine Missverständnisse gibt: die Ernährung von kranken Hunden ist hier nicht gemeint.

 

„Mein Hund bekommt das, was er gut verträgt“

Natürlich ist es sehr wichtig, dass mein Hund die Nahrung, die ich ihm gebe, gut verträgt. Er sollte keinen Durchfall bekommen, keine Magenschmerzen, keine Blähungen etc. Diesen Zustand kann man mit nahezu jeder Fütterungsform erreichen und hängt meistens davon ab, an welche Fütterungsform (trocken, nass, gekocht oder roh) und an welche Zusammensetzung mein Hund gewöhnt ist.

Hundefutterregal

Es sagt aber nichts über die Qualität des Futters aus. Ein Hund kann ein billiges, aus Abfallstoffen der Lebensmittelherstellung hergestelltes Trocken- oder Nassfutter (sehr gut recherchierte Informationen dazu finden Sie hier) super gut vertragen und bei einem hochwertigen Nassfutter oder gar der Rohfütterung mit frischen, natürlichen Bestandteilen Durchfall und Bauchschmerzen bekommen.

In diesem Fall „verträgt“ mein Hund das minderwertige Futter natürlich sehr gut, aber es ernährt ihn nicht optimal. Der Verdauungstrakt des Hundes hat sich an die Verdauung dieses Futters angepasst, evtl. hat der Hersteller sogar Bestandteile verwendet, die den Kot gut festigen, damit es den Anschein hat, die Nahrung würde optimal vertragen werden.

Stellt man nun auf ein natürliches Futter mit hochwertigen Zutaten um, kann es vorkommen, dass der Hund zunächst nicht mit dieser neuen Zusammensetzung zurecht kommt, da sein Verdauungssystem an das alte Futter angepasst ist.

Ein gesunder Hund kann sich trotzdem immer an eine natürliche Nahrung anpassen, sei es ein hochwertiges Nassfutter oder rohe oder gekochte Selbstzubereitung, es dauert nur eine gewisse Zeit, bis sich die Zusammensetzung der Verdauungssäfte und die Zusammensetzung der Darmflora (gute Keime im Darm) an die neue Nahrung angepasst haben.

Und das ist bei jedem Hund individuell zu sehen. Die Aussage „gut vertragen“ sagt also nichts über die Qualität und damit über eine für den Hund gesunde Nahrung aus. Es ist lediglich ein momentanes Merkmal, dass sich die Verdauung des Hundes an die Nahrung angepasst hat.

 

„Mein Hund bekommt das, was er gerne frisst“

Jedes Herrchen und Frauchen möchte seinem Hund natürlich eine Nahrung bieten, die er gerne und mit Genuss frisst. Der Instinkt des Hundes ist aber nicht so ausgeprägt, dass er Gesundes von Ungesundem generell unterscheiden kann. Als sehr krasses Beispiel wären da z.B. die Giftköder zu nennen 🙁

Besonders schmackhaft sind für Hunde Eiweiße und Fette. Eiweiße aber nur, wenn sie nicht hydrolysiert, d.h. in kleinere Stücke aufgespalten wurden, da sie dadurch bitter werden. Ein Leberwurstbrot oder eine Portion Nudeln mit Bolognese-Sauce würden wahrscheinlich die wenigsten Hunde verschmähen. Futtermittelhersteller verwenden dazu Aromastoffe, Fett- oder Eiweißlösungen, um ein minderwertiges, aus Abfallprodukten der Lebensmittelindustrie hergestelltes Futter für Hunde genießbar zu machen.

Mit Abfallprodukten sind jetzt nicht die Schlachtabfälle gemeint, die zwar vom Menschen nicht mehr verzehrt werden, aber trotzdem für die Tiere hochwertiges Muskelfleisch und Innereien zur Nährstoffversorgung liefern, sondern „richtiger“ Abfall, der erst durch chemische Aufbereitung für Tiere nutzbar gemacht wird, s.o.

Zugesetzter Zucker verleiht dem Futter oft ein typisches Aussehen, z.B. bei Nassfuttern die braune Sauce, oder er wird als Geschmacksverstärker oder auch als Geruchsverstärker eingesetzt. Es gibt Firmen, die sich auf die Herstellung von Aromen für die Verwendung von Futtermitteln spezialisiert haben, sodass im Prinzip Abfall oder eine nicht artgerechte Nahrung für die Tiere genießbar gemacht werden kann.

Ist ein Hund, und ganz besonders auch die Katze, auf ein bestimmtes Aroma geprägt, kann es schon vorkommen, dass eine natürliche Nahrung zunächst abgelehnt wird.

 

„Meinem Hund geht es mit dieser Nahrung gut“

Für die meisten Hundehalter ist die Gesundheit seines Tieres oberstes Ziel und sie würden ihr letztes Hemd dafür geben, um eine teure Tierarztrechnung bezahlen zu können, damit ihr Tier wieder gesund wird.
Eine schlechte Ernährung oder einen Ernährungsfehler erkennt man bei seinem Hund nicht sofort, denn der Stoffwechsel des Hundes kann vieles kompensieren.

Werden nach Monaten oder gar Jahren die ersten Symptome sichtbar, die sehr vielfältig sein können, z.B. stumpfes Fell, Juckreiz, schlechte Zähne, Verdauungsprobleme, schwaches Immunsystem etc. denkt man oft nicht daran, dass die Ernährung, insbesondere die vielen chemischen Zusätze, die Ursache sein könnten, denn es ging ja sehr lange gut.

Ich lese auch häufiger, dass ein Hund mit einer minderwertigen Nahrung sehr alt wurde. Natürlich gibt es diese Fälle. Eine minderwertige Nahrung, die mit allerlei künstlichen Zutaten so aufgepeppt wurde, sodass sie zumindest bedarfsdeckend ist, führt nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung.

Aber das Risiko, dass sich eine schlechte Ernährung irgendwann im Laufe des Hundelebens negativ auf die Gesundheit auswirken kann, ist dennoch erhöht.
Zum Vergleich: Es stirbt auch nicht jeder Raucher zwangsläufig an Lungenkrebs, aber das Risiko, als Raucher Lungenkrebs zu bekommen, ist eindeutig höher, als bei Nichtrauchern.

 

„Jeder weiß selbst am besten, welche Nahrung für seinen Hund gut ist“

Natürlich sieht man selbst am besten, ob sein Hund das Futter gerne frisst, ob er es verträgt oder z.B. Durchfall bekommt, ob er vital ist und schönes Fell hat. Wie ich aber in den vorherigen Punkten erläutert habe, ist das längst noch keine Garantie dafür, dass der Hund wirklich optimal nach seinen Bedürfnissen auf lange Sicht gesund ernährt wird.

Ich habe in der Vergangenheit selbst auf die Aussagen der Futtermittelhersteller vertraut und es ging auch einige Jahre gut. Um es jetzt ein wenig abzukürzen: eine unserer Katzen war zum Schluss trotz Diätfutter extrem übergewichtig, hatte ein vergrößertes Herz und starb mit nur 7 Jahren an einem Bronchialtumor.

Unser Kater hatte eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, etwas später wurde eine chronische Niereninsuffizienz diagnostiziert und er starb zum Schluss im Alter von knapp 11 Jahren an Lymphdrüsenkrebs.

Ob die einzige Ursache der Erkrankungen meiner Katzen die Ernährung war (Trocken- und Nassfutter verschiedener namhafter Hersteller, teilweise auch teure Premiummarken) kann ich nicht sagen und auch nicht beweisen. Ich vermute aber zumindest einen Zusammenhang, da ich mich mittlerweile intensiv mit der Ernährung von Hunden und Katzen auseinandergesetzt und eine umfassende Ausbildung dazu absolviert habe.

 

Fazit:

Wenn Sie Ihr Tier optimal ernähren möchten, empfehle ich Ihnen, sich ZUERST über eine wirklich artgerechte und gesunde Ernährung für Ihr Tier zu informieren.

Diese sollte aus natürlichen Zutaten bestehen, artgerecht zusammengesetzt sein (möglichst nach dem Beutetiervorbild) und keine synthetischen Zusatzstoffe enthalten. Dabei ist es zweitrangig, ob roh gefüttert wird, ob die Nahrung gegart wird oder ob Sie ein hochwertiges Nassfutter verwenden.

Beim Trockenfutter gibt es natürlich auch sehr extreme Qualitätsunterschiede. Durch die Herstellung bedingt, übersteigt der Kohlenhydratanteil meistens in jedem Futter den Bedarf des Tieres. Mit diesem Rechner können Sie mit Hilfe der Angaben auf Ihrem Futtermitteletikett den Kohlenhydratanteil Ihres Futter selbst ausrechnen, da er meistens nicht angegeben wird.

Trotz natürlicher Zutaten als Ausgangsstoffe, wie auf manchen Futtermitteletiketten zu lesen ist, handelt es sich selbst bei hochwertigen Trockenfuttern IMMER um ein sehr stark verarbeitetes Produkt, das mit einer natürlichen Fütterung nichts mehr gemeinsam hat. Die einzige Ausnahme stellen gefriergetrocknete Nahrungen dar, wenn sie der Beutetierzusammensetzung entsprechen.

Im ZWEITEN Schritt schauen Sie dann, welche Fütterungsart (roh, gekocht oder hochwertiges Fertigmenü) ihnen am besten zusagt und passen Sie sie für Ihren Hund individuell an. Wenn Sie diese Reihenfolge berücksichtigt haben und eine gesunde, natürliche Nahrung, in welcher Form auch immer, auswählen, können Sie dann guten Gewissens sagen: „Mein Hund bekommt das, was er verträgt, was er gerne frisst und womit es ihm gut geht“. Damit haben Sie bewusst einen wichtigen Grundstein für die Gesundheit Ihres Hundes gelegt und wissen ganz genau, was für Ihren Hund am besten ist.

Möchten Sie mehr über die Grundlagen einer artgerechten Ernährung lernen, schauen Sie sich dazu gerne mein neues Video an.

Alles Gute für Sie und ihren Hund,
herzlichst

Ihre Tanja


Tanja

Hallo, ich bin Tanja , zertifizierte Ernährungs- und Diätberaterin ATN für Hunde und Katzen. Auf diesem Blog möchte ich die Zusammenhänge einer natürlichen, artgerechten und gesunden Ernährung anhand verschiedener Ernährungsthemen verständlich erklären und Ihnen die natürliche Ernährung Ihrer Tiere wieder näher bringen. Dabei habe ich mich auf die Beratung mit chemiefreien Naturkostmenüs in Beutetierzusammensetzung spezialisiert, da sich nicht jeder das Wissen für eine selbst zusammengestellte Mahlzeit aneignen möchte oder kann, und es sehr schwer ist, sich in dem Futtermitteldschungel zurecht zu finden.

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