Wer kennt das Problem? Als verantwortungsbewusste Hunde- und Katzen-„Mama“ interessiere ich mich dafür, wie die Nahrung zusammengesetzt ist, die meine Tiere jeden Tag von mir zu fressen bekommen.
Aber auf dem Etikett stehen oftmals so schwammige Begriffe wie Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, Milch und Molkereierzeugnisse, Fisch und Fischnebenerzeugnisse, pflanzliche Nebenerzeugnisse, pflanzliche Eiweißextrakte, … oder auch Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (u.a. 4% Ente) und so weiter …
Hier ein Beispiel für eine solche Zusammensetzung für ein Katzenfutter „Leckerbissen in Soße“:
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (u.a. 4% Geflügel, 4% frisches Fleisch), Mineralstoffe, pflanzliche Eiweissextrakte, pflanzliche Nebenerzeugnisse
Im Prinzip sagt mir das Etikett nichts zu der eigentlichen Zusammensetzung, also das, was ich meiner Katze damit wirklich füttere. Da der Hersteller die Zutaten in mengenmäßig absteigender Reihenfolge angeben muss, sagt mir das Etikett lediglich, dass der größte Anteil in diesem Futter Fleisch und tierische Nebenprodukte sind, dass 4% aus Geflügel und 4% frisches Fleisch enthalten ist (ziemlich wenig dafür, dass diese Kategorie mengenmäßig an erster Stelle steht – was ist dann der Rest?) und dass Pflanzenstoffe und Eiweißextrakte enthalten sind – mehr nicht!
Weiterhin steht auf diesem Etikett eine Liste mit vielen Zusatzstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, was bei dieser Zusammensetzung nicht verwundert, kann man dieses Futter doch mit einer Tütensuppe vergleichen, der alle benötigten Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente für den täglichen Bedarf hinzugefügt wurden 🙁 .
Ein weiteres Beispiel zu einem Trockenfutter für Hunde:
Geflügelfleisch (min. 20 %), Hirse (min. 17 %), Mais, Geflügelfleischmehl, Reis, Tierfett, Rübentrockenschnitzel (entzuckert), Vollei (getrocknet), Fleischhydrolysat, Leinsamen, Fischmehl, Fleischmehl, Hefe (getrocknet, min. 0,1 % Mannanoligosaccharide, min. 0,06 % ß-Glucane), Fischöl, Erbsen, Natriumchlorid, Muschelfleischmehl (min. 0,1 %), Kaliumchlorid
Dabei handelt es sich schon um eine genauere Zutatenliste, bei der sogar die Mindestgehalte der beiden Hauptzutaten angegeben werden, ansonsten aber die Bestandteile mengenmäßig in absteigender Reihenfolge aufgelistet sind.
Auch auf dem Etikett dieses Herstellers gibt es eine große Liste mit Zusatzstoffen, da viele dieser Nährstoffe durch den Herstellungsprozess zerstört oder verloren gehen und daher künstlich hinzugefügt werden müssen.
Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe:
Zusatzstoffe je kg:
Vitamin A 12.000 I.E.
Vitamin D3 1.200 I.E.
Vitamin E 70 mg
Vitamin B1 10 mg
Vitamin B2 10 mg
Vitamin B6 6 mg
Vitamin B12 30 mcg
Biotin 250 mcg
Pantothensäure 20 mg
Niacin 40 mg
Folsäure 2 mg
Vitamin K 1 mg
Vitamin C 70 mg
Cholinchlorid 1.650 mg
Spurenelemente pro kg:
Eisen 140 mg
Zink (als Zinkoxid) 70 mg
Zink (als Aminosäure-Zinkchelat, Hydrat) 75 mg
Kupfer (als Kupfer-(II)-Sulfat, Pentahydrat) 10 mg
Kobalt 0,20 mg
Mangan 20 mg
Jod (als Calciumjodat, wasserfrei) 2 mg
Selen (als Natriumselenit) 0,20 mg
Technologische Zusatzstoffe:
Antioxidationsmittel, Lezitin
Auswertung:
Diesem Futtermittel wurde schon durch die Verwendung von Fleisch- und Fischmehlen und durch das Fleischhydrolysat jede Natürlichkeit genommen. Weiterhin ist das Fleischmehl auch nicht genauer bezeichnet, sodass man nicht weiß, von welchem Tier (oder Tieren) es stammt.
Es enthält eine Menge verschiedenster Einzelfuttermittel, vor allem auch verschiedene Kohlenhydratquellen, sodass es vermutlich einen hohen Anteil an diesen besitzt.
Schaut man sich dazu die analytischen Bestandteile an und rechnet wie im Beitrag „Wie berechne ich den Energiegehalt eines Alleinfuttermittels für Hunde und Katzen?“ den Kohlenhydratgehalt aus, bestätigt sich diese Vermutung:
Analytische Bestandteile:
Feuchte 10,00 %
Protein 25,00 %
Fettgehalt 14,00 %
Rohfaser 2,50 %
Rohasche 6,00 %
umsetzb. Energie 16,30 MJ/kg
Calcium 1,15 %
Phosphor 0,95 %
Natrium 0,30 %
Kalium 0,50 %
Magnesium 0,12 %
Errechnete Kohlenhydratmenge: 42,5 %
Somit stammt 25 % der Energie aus Protein (Eiweiß), 33 % aus Fett und 42 % aus Kohlenhydraten!
Katzen sind reine Fleischfresser (Karnivoren) bzw. Beutetierfresser und können nur einen maximalen Kohlenhydratanteil von 10 Prozent der Gesamtenergiemenge verarbeiten (genaueres dazu in einem späteren Beitrag).
Hunde, die ebenfalls zu den Fleischfressern bzw. Beutetierfressern zählen, sind dagegen in der Lage, ein wenig mehr Kohlenhydrate in Form von durch Hitze oder Druck aufgeschlossener Stärke zu verdauen.
Gerade aber in dem menschlichen Bereich, wo lange Zeit gesagt wurde, dass 50 bis 55 % der täglich zugeführten Energie aus Kohlenhydraten bestehen sollte, gibt es immer mehr Erkenntnisse durch langfristige umfangreiche Studien, dass die „Kohlenhydratmast“, wie wir sie teilweise betreiben, langfristig für viele gesundheitliche Probleme verantwortlich ist. Empfehlungen gehen heute dahin, die Kohlenhydratmenge zugunsten der Eiweiße und Fette zu reduzieren.
Wie sieht es dann in der Hundeernährung aus? In der freien Wildbahn würden sich Hunde wie die Wölfe größtenteils von Beutetieren, evtl. noch ein wenig Obst und Knollen ernähren. Demzufolge müssten die Hauptenergielieferanten Fette und Eiweiße sein und die Kohlenhydrate nur einen kleinen Teil ausmachen.
Für die Futtermittelindustrie ist es aber finanziell lohnenswerter, billige Kohlenhydratquellen als Hauptenergielieferant zu benutzen, da man weiß, dass sich das Verdauungssystem der Hunde durch eine Veränderung der Enzymzusammensetzung (Verdauungssäfte) an eine vermehrte Kohlenhydratverdauung anpassen kann 🙁 .
Zum Schluss zeige ich Ihnen nun eine Zusammensetzung, die der Hersteller völlig transparent gemacht hat und jeder Tierhalter ganz genau weiß, in welcher Menge und was er seinem Tier in den Napf gibt.
Es ist ein Beispiel eines Hunde-Nassfutters:
Zusammensetzung:
32% Geflügelfleisch u. –hälse, 13% Geflügelmagen, 10% Geflügelherz, 10% Geflügelleber, 4% Karotten, 4% Kartoffeln,0,2% Leinöl, Mineralstoffe
Wichtig: Durch diese ausgewogene Zusammensetzung und das schonende Herstellungsverfahren ist eine Gabe von Zusatzstoffen absolut nicht notwendig! Der Anteil an Kohlenhydraten aus den Kartoffeln, Karotten und einem geringen Anteil an natürlich in Leber und Muskel vorkommenden Glykogen (Stärke) beträgt lediglich (100-9,5-6,9-2,2-0,3-77=4,1)
4,1%
Analytische Bestandteile:
Rohprotein: 9,5%
Rohöle und -fette: 6,9%
Rohasche: 2,2%
Rohfaser: 0,3%
Feuchtigkeit: 77,0%
Calcium: 0,30%
Phosphor: 0,25%
Berechnet man nun den Energiegehalt von Fetten (8,5 kcal/g), Eiweißen und Kohlenhydraten (jeweils 3,5 kcal/g), bekommt man folgende prozentuale Energieverteilung der Nahrung: 31 % der Energie aus Proteinen (Eiweiß), 55 % aus Fetten und lediglich 13 % aus Kohlenhydraten!
Fazit:
1.
An den Angaben eines Futtermitteletikettes lassen sich einige Qualitätsaussagen über das Futter ablesen:
Die Art und Weise der Angabe von Einzelzutaten, also ob lediglich die Kategorien, einzelne Bestandteile ohne Mengenangabe oder jede einzelne Zutat mit der entsprechenden prozentualen Mengenangabe angegeben werden, macht deutlich, in wie weit sich der Hersteller „in die Karten gucken“ lässt.
Wenn wirklich rein natürliche, artgerechte Zutaten verwendet werden, warum sollte der Hersteller es dann nicht auch deutlich in die Zusammensetzung schreiben? – Das wird jeder seriöse Hersteller auch machen, der wirklich qualitativ hochwertiges, artgerechtes in Lebensmittelqualität hergestelltes Futter anbietet, darauf können Sie sich verlassen!
Bei allen übrigen würde ich die Finger von lassen, denn sehr oft sind das Hersteller, die großen Lebensmittelkonzernen angehören und über das Tierfutter ihren „Müll“ entsorgen möchten – mit Gewinn versteht sich! Dazu wird es chemisch aufbereitet, damit es verdaulich wird, vitaminisiert und mineralisiert, damit es den „Nährstoffbedarf des Tieres“ deckt.
2.
Die Angabe von Zusatzstoffen (selbst wenn es sich um Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente handelt) deutet immer auf eine Zusammensetzung mit einzelnen Bestandteilen hin, die nicht alle Nährstoffe in natürlicher Weise enthalten.
Wie in dem letzten Beispiel gezeigt, kann mit einer geschickten Kombination der Zutaten eine ausgewogene Nahrung zusammengestellt werden, die komplett ohne Zusatzstoffe auskommt. Außer beim Katzenfutter muss immer Taurin zugefügt werden, da es auch durch einen schonenden Garprozess nicht in ausreichender Menge für die Katze erhalten bleibt.
3.
Mit Hilfe der „Analytischen Bestandteile“ sind Sie weiterhin in der Lage, die genaue Nährstoffverteilung zu errechnen, wie oben schon erwähnt. Schauen Sie sich dann die Zutaten an und haben Sie immer im Hinterkopf, dass der Kohlenhydratanteil nicht hoch sein darf. Somit haben Sie die ersten Grundlagen, um Ihr Futter zu beurteilen.
Natürlich spielen die Einzelbestandteile des Futters eine ganz wesentliche Rolle für die gesunde Ernährung Ihres Tieres. Da gehe ich in meinem nächsten Beitrag genauer darauf ein, seien Sie gespannt … 🙂
4 Kommentare
Roan · 2. September 2016 um 11:53
Hallo,
vielen Dank für diese interessante Seite! Habe jetzt einiges durchgelesen und beschäftige mich als langjährige Katzenhalterin auch immer wieder mal mit dem Thema Futter.
Ich weiß jetzt im Prinzip, was für meine Stubentiger gut ist und was nicht, hätte aber sehr gerne mal KONKRETE Produkte genannt bekommen. Also welche Katzenfutter-Marke (Nassfutter) kann ich guten Gewissens kaufen?
Ich würde mich sehr freuen über eine klare Aussage, sodaß ich auch mal weiß, WAS ich nun eigentlich kaufen soll 🙂
Tanja · 2. September 2016 um 12:46
Hallo Roan,
die Nahrung, die wir selbst schon seit einigen Jahren unseren Tieren füttern, wird von einer kleinen, deutschen Manufaktur hergestellt. Ich habe hier einmal einen Link http://www.chemiefreie-katzennahrung.de zu einer Seite, wo ich konkrete Informationen zusammengefasst habe und auf der es auch einen Link zu der Herstellerseite direkt gibt 🙂
Für weitere Fragen und kostenlose Beratungen stehe ich gerne zur Verfügung.
Liebe Grüße,
Tanja
Roan · 3. September 2016 um 8:41
Hallo Tanja,
vielen Dank für die schnelle Antwort.
Ich bin sicher, daß die Produkte dieser Firma top sind. Leider erlaubt es mir mein Geldbeutel nicht ständig so „teures“ Katzenfutter zu kaufen. Welche Dosen sind also die Alternative, die ich im Supermarkt kaufen kann und die für meine Tiger eine vernünftige Mahlzeit sind?
Vielen Dank 🙂
Tanja · 3. September 2016 um 10:59
Hallo Roan,
ich habe hier einmal einen Link zu der Seite einer Bekannten, die eine Liste von verschiedenen Futtermarken erstellt und sie anhand der Angaben auf dem Etikett nach der Qualität beurteilt hat: http://www.artgerechtes-katzenleben.de/empfehlenswertes-nassfutter
Für mich persönlich wäre es wichtig zu wissen, dass nur Zutaten verwendet werden, die von Tieren aus der Weidetierhaltung stammen, aber das ist auf den Etiketten nicht ersichtlich und wird von den Herstellern meist nicht angegeben.
Daher habe ich meine Lieblingsfirma empfohlen, wo ich mir zu 100% sicher bin, dass nichts aus der Massentierhaltung stammt und wo die Nahrung nach dem Beutetiervorbild zusammengesetzt ist.
Die Liste ist aber ein guter Anhaltspunkt, um zumindest von der Zusammensetzung her ein gutes Futter zu finden. Vielleicht ist dort die passende Nahrung dabei 🙂
Liebe Grüße,
Tanja