Eine gute Verdaulichkeit können Sie letztendlich selbst nur durch Fütterungsversuche feststellen, d.h. anhand der Menge des ausgeschiedenen Kots. Je schlechter die Verdaulichkeit des Futters ist, desto höher ist das Kotvolumen.
Weiterhin kann es bei einer schlechten Verdaulichkeit übelriechende Gase geben und evtl. auch weichen Kot bis Durchfall.
Bei einer Futterumstellung beim Hund kommen diese Symptome häufiger vor, sehen Sie dazu auch meinen Artikel „Tipps zur richtigen Futterumstellung beim Hund“.
Allerdings sollten die Symptome nur wenige Tage anhalten, bis sich die Enzym-Zusammensetzung des Verdauungssaftes der Bauchspeicheldrüse dem neuen Futter angepasst hat.
Bei einer gesunden Katze deutet es eher auf ein Futter schlechter Qualität oder Zusammensetzung hin.
Anhand wissenschaftlicher Fütterungsversuche gibt es mittlerweile Listen von Einzelfuttermitteln (den einzelnen Bestandteilen von z. B. Fertigfuttern, Barf), welche die Verdaulichkeit der Nährstoffe (Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate) angeben. Das bedeutet, dass ermittelt wurde, in wieweit die zugeführten Nährstoffe vom Hund aufgenommen und welche mit dem Kot wieder ausgeschieden wurden.
Dabei handelt es sich allerdings nur um ungefähre Angaben, da durch innere Stoffwechselprozesse auch weitere Stoffe wieder ausgeschieden werden.
Verdaulichkeit verschiedener natürlicher Futtermittel
- tierische und pflanzliche Öle bis auf wenige Ausnahmen eine hohe Verdaulichkeit.
- Bei Kohlenhydraten (Stärke) hängt es zum einen stark davon ab. ob die Stärke aufgeschlossen ist (z. B. durch Hitze oder Walzen = hohe Verdaulichkeit), zum anderen auch von der Quelle, also ob z. B. eine Banane oder eine Kartoffel gefüttert wird.
Wichtig: Für Katzen sind Kohlenhydrate allgemein, egal aus welcher Quelle, durch das fehlende Enzym „Amylase“ fast gar nicht verdaulich! Lesen Sie dazu auch meinen Artikel „Besonderheiten in der Katzenernährung“.
- tierische Eiweiße haben eine höhere Verdaulichkeit als pflanzliche Eiweiße, aber:
- Muskelfeisch, Leber, Niere, Milchprodukte, gekochte Eier sind hochverdaulich, Mägen und Vormägen durch den Bindegewebsanteil etwas weniger
- bindegewebsreiche Schlachtabfälle wie Lunge, Euter, Speiseröhre, Därme, Ohren, Knorpel, Grieben, Sehnen, Genitalien, etc. haben durch ihre spezielle Eiweißstruktur (Tertiärstruktur) eine deutlich geringere Verdaulichkeit und deren Aminosäurezusammensetzung, mit der die Wertigkeit des Eiweißes bestimmt wird, ist ebenfalls nicht so günstig
Zur Info:
In kleinen Mengen ist die Verwendung von bindegewebsreichen Schlachtabfällen im Futtermittel ok, denn in der Natur frisst ein Hund bzw. Wolf und eine Katze in der Regel auch das ganze Beutetier, das natürlich nicht nur aus Muskelfleisch besteht.
Einige Futtermittelhersteller bereiten das bindegewebsreiche Material aber chemisch auf, indem sie die Tertiärstrukturen auflösen (Hydrolyse) und das Futtermittel so verdaulicher für den Hund/ die Katze wird.
Es liefert nun das benötigte Eiweiß, an der niedrigeren Wertigkeit hat sich allerdings nichts geändert! Auch Federn, Hufe, Klauen usw. können so chemisch aufbereitet werden, sodass sie als billige (für den Hersteller) Eiweißquelle verwendet werden können. Gerade wenn ein Hersteller nur „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ auf seinem Etikett angibt und nicht die genauen Bestandteile mit ihrer Menge nennt, wäre ich sehr skeptisch.
Wer ein hochwertiges Futter herstellt, wird mit Sicherheit auch jeden einzelnen Bestandteil nennen, damit der Käufer die Qualität auch erkennt!
Weitere Faktoren, welche die Verdaulichkeit des Futters negativ beeinflussen, selbst wenn nur hochwertige Rohstoffe verwendet werden:
- die Lagerung
- die Be- und Verarbeitung der Rohstoffe während des Herstellungsprozesses des Futters
- hohe Gehalte an Rohfasern und Rohasche senken die Gesamtverdaulichkeit des Futters
- Phytat oder Phytinsäure (in Getreide- oder Getreideprodukten) hemmen z.B. die Aufnahme von Calcium und Zink durch eine Komplexbildung, sodass bei ständiger Fütterung über einen längeren Zeitraum ernsthafte Mangelerscheinungen auftreten können
- Stärke und Zucker in größeren Mengen senken die Verdaulichkeit von Eiweißen in Abhängigkeit von der eigenen Verdaulichkeit um 5 bis 20 %
- einen positiven Effekt hat ein höherer Fettgehalt im Futter, weil damit die Verweildauer des Nahrungsbreis im Magen verlängert wird und somit die Eiweißverdauung, die bereits im Magen beginnt, verbessert wird
Einfluss der Verdaulichkeit auf die Gesundheit von Hunden und Katzen
Die Gesamtverdaulichkeit eines Futters, die von einem ganzen Komplex, wie oben aufgeführt, abhängt, kann auf lange Sicht einen großen Einfluss auf die Gesundheit von Hund und Katze haben:
- Werden Nahrungsbestandteile nicht richtig verdaut, d. h. im Dünndarm aufgespalten und über die Dünndarmzotten ins Blut aufgenommen, gelangt ein nicht unerheblicher Anteil in den sich anschließenden Dickdarm. Das gilt in erster Linie für die Eiweiße und zum Teil für Kohlenhydrate.
- Die Dickdarmflora (angesiedelte Bakterien) zersetzen diese unverdauten Nahrungsbestandteile nun und es entstehen übelriechende Gase, Giftstoffe und weitere Substanzen, die z.B. eine wasseranziehende Wirkung besitzen und den Kot breiig machen – Durchfall entsteht.
- Die Gase und Giftstoffe können die Darmwand reizen, zu Entzündungen führen und eine Durchlässigkeit der Darmwand bewirken, sodass es zu einer Belastung des Tierkörpers und der Organe mit Schadstoffen kommen kann. Dadurch, dass nun die Darmwand durchlässig wird für Substanzen, die normalerweise mit dem Kot ausgeschieden werden sollen, kann eine Allergie entstehen, denn ein Teil des Immunsystems sitzt im Darm.
- Eine gesunde Darmflora besteht aus einem ausgewogenen Verhältnis von „guten“ und „schlechten“ Darmbakterien. Durch eine schlechtere Eiweißverdaulichkeit gelangen Eiweiße in den Dickdarm und fördern das Wachstum von einigen „schlechten“ Darmbakterien, was zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Oft ist es so, dass diese minderwertigen Futter über einen relativ langen Zeitraum keine Beschwerden verursachen. Kommt es dann doch zu gesundheitlichen Problemen, wird das Futter meistens nicht als mögliche Ursache oder zumindest als begünstigender Faktor bei der Entstehung der Erkrankung oder Befindlichkeitsstörung in Verbindung gebracht. Es ging doch lange gut – warum soll jetzt das Futter eine Rolle spielen?
Eine tierärztliche Diagnose und Behandlung ist bei einer Erkrankung natürlich zwingend erforderlich. Begleitend dazu sollte aber immer auf die Qualität des Futters geschaut werden. Eine Umstellung des Futters hat oft ganz enorme positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Befinden von dem Hund oder der Katze. Ich habe schon sehr viele positive Erfahrungsberichte von Haltern gelesen, die z. B. auf Barf oder ein hochwertiges Nassfutter umgestellt haben.
Fazit:
Die Verdaulichkeit eines Futters, ob Rohfütterung, Selbstgekochtes oder kommerzielles Nassfutter, ist ein ganz bedeutender Faktor für die Qualität des Futters. Dabei meine ich natürlich nicht das künstliche „verdaulich-machen“ von minderwertigen Eiweißprodukten mancher Hersteller.
Wer ein qualitativ hochwertiges Futter für sein Tier kaufen möchte, sollte sich neben der Zusammensetzung auch die Firma genauer anschauen, deren Ethik und Philosophie, denn die Herstellung an sich, die Lagerung und Be- und Verarbeitung wird oft nur von seriösen Herstellern transparent dargestellt.
Es lohnt sich, genauer hinzuschauen – für Ihre Fellnasen – Sie haben es in der Hand 🙂
Das Thema „gesunder Darm“ habe ich in diesem Beitrag nur ganz grob angeschnitten. Demnächst widme ich mich diesem Thema noch ausführlicher, seien Sie gespannt …
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